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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 17.1894

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Heft III-IV
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Weißenberger, Wilhelm: Über den Dreifarbendruck
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https://doi.org/10.11588/diglit.3327#0111
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es beginnt jene der Herstellung der Druckplatten. Soll die Reproduktion im Tondrucke erfolgen, so
mul's die derzeit allein hiezu verwendbare Methode des Lichtdruckes gewählt werden. Für die
Herstellung bedeutender Auflagen ist jedoch diese Druckmethode minder geeignet und auch zu
kostspielig; an ihre Stelle tritt dann der Buchdruck, und die Resultate, die mit demselben erzielt
werden, übertreffen auch jene des Lichtdruckes an Gleichmässigkeit. Für Zwecke des Buchdruckes
werden die Halbtöne auf photographischemWege in Linien zerlegt, und die Resultate, welche — wie
schon früher erwähnt — Wilhelm Kurtz in New-York auf diese Weise erzielte, sind von solcher
Qualität, dass selbst ein Menzel nicht Anstand nahm, sic als vorzügliche Reproduktionen
anzuerkennen.
Beim Drucke wird die Reihenfolge: Gelb, Roth, Blau eingehalten und die Erfahrung hat gelehrt
dass nur dann alle Farbentöne richtig erzielt werdenkönnen. Druckt man zumBeispiel zuerst Gelb, dann
Blau und zuletzt Roth, so bekommt man nie violett, lbndern fiatt dessen ein schmutziges Grün. —
Von grossem Interesse ist es. das Entstehen des Bildes beim Aufeinanderdrucke zu verfolgen.
Während durch den Druck von Roth auf Gelb das Bild im allgemeinen einen orangerothen
Charakter erhält, entsseht durch den letzten, blauen Druck das Bild mit all seinem coloristischen
Reichthume wie durch einen Zauberschlag. Die hier beiliegenden drei Einzeldrucke der weiblichen
Portraitssudie von Repin in Gelb, Roth und Blau zeigen in instru6tiver Weise, in welchen Quanti-
täten die drei Farben das Zuflandekommen der verschiedenen Töne im fertigen Bilde bewirken.
Für Aufnahmen von Porträts nach der Natur ist die derzeitig in Anwendung kommende Methode
für den Dreifarbendruck nicht verwendbar, weil niemand so lange Zeit süll sitzen kann, als es die
Durchführung der Aufnahmen erfordert. Stilleben sind jedoch schon, namentlich auch von W. Kurtz
mit Erfolg wiedergegeben worden.
Nach dem gegenwärtigen Stande der Dinge beurtheilt, scheint der Dreifarbendruck durch die
Errungenschaften der Photochemie und Photographie auf so soliden Grundlagen zu basiren, dass er
nicht nur nicht wieder von der Bildfläche des Farbendruckes, wie bisher, nach kurzer Zeit
verschwinden, sondern dass er bei weiterer Vervollkommnung die übrigen Farbendruckmethoden
auf ganz specielle Gebiete einsehränken wird.
Die zum vollkommenen Verständnisse desselben nothwendigen Kenntnisfe sind jedoch so
verschiedenartiger und specialistischer Natur, dass es eine äusserst schwierige Aufgabe wäre, alle
einsehlägigen Fragen an dieser Stelle klar und vollständig auseinanderzusetzen. — Diesem Umstande
bittet der Verfasser, bei Beurtheilung dieser Zeilen Rechnung tragen zu wollen.

ST. PETERSBURG im Februar 1894.

Wilhelm Weissenberger.
 
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