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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Editor]
Die Graphischen Künste — 17.1894

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Heft V
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Bode, Wilhelm von: Die Kleinmeister der holländischen Schule in der Galerie des Fürsten Liechtenstein in Wien, [1]: Holländische Bildnismaler, Das holländische Sittenbild, Die holländische Landschaftsmalerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.3327#0120
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hervorragendste und zugleich als das umfangreichste Einzelbildnis, das er gemalt hat. Der vornehme
Haarlemer Patrizier Willem van Heythuysen, ein besonderer Gönner des Frans Hals, sleht auf
der Veranda seines Hauses, zur Seite eines mattrothen Vorhanges, der links den Ausblick in einen
Garten mit geschnittenen Hecken und Bänken freilässt. Die Linke in die Seite gestemmt, die Rechte
auf dem Degenknauf, schaut er selbstbewusst und unbekümmert hinaus, eine Figur des holländischen
Bürgerthums, das den Kampf mit dem spanischen Weltreich glücklich überstanden hatte, so gross
und monumental, so lebensvoll zugleich, wie sie in Holland zum zweiten Mal kaum wieder gemalt
worden ist Auch malerisch ist dieses Bild eine der hervorragendsten Leistungen des Künstlcrs.
Inmitten der herrlichen Bildnisse eines Anton van Dyk und Peter Paul Rubens, die denselben Saal
schmücken, fällt Hals'Haarlemer »Jonkheer« als der gewaltigste und packendste auch dem Laienblick
sofort in's Auge.
Neben diesem Bilde erscheinen die übrigen Portraits holländischer Meister, von Rembrandt
abgesehen, kaum der Rede werth. Es sind ihrer auch, neben denen der vlämischen Meister, ausfällig
wenige, und diele sind fast alle künsüerisch so unbedeutend, dass — was durch die ungünstigen Plätze
bei verschiedenen noch verstärkt wird — ihre Bestimmung meist schwer fällt. Die Bildnisse, die dem
B. van der Heiß (Nr. 137), dem Micliiel J. Miereveit (Nr. 57) und dem Paulus Morecl/e (Nr. 141
und 143) zugeschrieben sind, können sämmtlich für diese Künstler nicht in Anspruch genommen
werden. Das Knabenbild von Jacob van Delff (Nr. 126) ist ein bezeichnetes, wenig ansprechendes
Werk des jüngeren Künstlers dieses Namens. Dasselbe gilt von dem jugendlichen Frauenbild des
Willem van Vlict, das neben dem Namen die Jahreszahl 1624 trägt. Das kleine genreartige Bildnis
von Mutter und Tochter, das G. Donck iöjj bezeichnet ist, verräth einen Künstler von klein-
städtischer Anschauung und Ausbildung. Das umfangreiche Selbstportrait des Jacob van Schuppen
(Nr. 151) zeigt bereits die Abkehr der holländischen Kunst von den Grundsätzen, die sie gross
gemacht hatten: Wahrheit und Einfachheit in Auffassung und malerische Erscheinung.

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Bauernßuhe, Von Adinaan van Osiade.
 
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