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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 17.1894

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Heft V
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Bode, Wilhelm von: Die Kleinmeister der holländischen Schule in der Galerie des Fürsten Liechtenstein in Wien, [1]: Holländische Bildnismaler, Das holländische Sittenbild, Die holländische Landschaftsmalerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.3327#0141
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anderer Ruisdael-Nachfolger hinauskommt, Jan Vermecr van Haarlau, hat in seinen »Fernsichten«,
die er von den Dünen vor seiner Vaterstadt studirt, einen ganz eigenthümlichen Reiz der
holländischen Landschaft, durch die sein perspe&ivischen Verschiebungen und den dustigen, die Nähe
des Meeres verrathenden Ton zuweilen in musterhaster Weise zur Anschauung gebracht. Eine grosse
Landschaft mit waldigem Terrain (Nr. 393) gehört jener ersteren Classe seiner Bilder an, ein zweites
kürzlich erst in England erworbenes Bild: eine Fernsicht von den Dünen bei Overveen, ist ein
treffliches Werk dieser seiner eigenartigen Richtung.
Noch vollendeter in seiner künstlerischen Durchbildung ist Jan van der Hcydc, wenn er ein
ihm eigenes Motiv wählt. Seine Stadtansichten, namentlich seine sonnenbeschienenen Grachten mit
den zierlichen Figürchen in dem Schatten der grünen Bäume und aus den belebten Canälen (von
A. van de Velde's Hand), gehören zu den seinsten landsehastlichen Schilderungen aller Zeiten.
Die Liechtenstein-Galerie besitzt zwei echte Werke seiner Hand, beide neuere Erwerbungen.
Das eine zeigt einen sonnigen Platz in einer holländischen Stadt, belebt mit Figuren von A. van
de Velde, ein Bild von duftiger, zarter Wirkung, von seinster, weicher, malerischer Behandlung.
Das zweite ist ein abweichendes Motiv, auch im Umsange gröTser als seine meisten Bilder: ein
Schloss am Walde, in desfen Schatten sseh die Bewohner bewegen; matter und kühler als das erfte
Bild und in der Behandlung des Baumschlages schon etwas kleinlich, aber klar und dustig und
von feiner Naturbeobachtung.
Auch von dem lange neben Ruisdael am meisten bewunderten Landsehaster Hollands, von
Allaert van Everdingen, hat erst Fürst Johann das erste Werk sür die Galerie erworben: »Die
Stromschnellen im Tannenwalde«, ein Werk von ernster Stimmung, seinem grünlichen Ton und
malerischer Behandlung. Die norwegische Landschast ist hier noch aus der srischen Anfchauung
heraus treu und gross wiedergegeben, während die späteren aus der Erinnerung gemalten Motive
dieser Art die Natur meist zu lehr vermissen lasfen.
 
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