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Rudolf Henneberg.



IN tiefbegründeter Zug
unseres deutschen Cha-
rakters, der allen Zei-
ten unferer Gefchichte
feinen Stempel aufge-
drückt hat, ift der nach innen gekehrte,
grübelnde Sinn. In unserem Geistesleben
hat diele Eigenart wohl kaum einen
glücklicheren, mannigfaltigeren Aus-
druck gefunden als in der Kunft. Die
Portalfculpturen vom Ende des drei-
zehnten Jahrhunderts in Sachfen und
Franken zeigen dielen finnigen Zug ge-
bunden durch die fcholaftifcheVorfchrift
der Austraggeber; frei und in volks-
thümlicher Weife bethätigt er fich schon
in den Künftlern des fünfzehnten Jahr-
hunderts, vor allem in Martin Schon-
gauer, und fein geistiger Schüler Albrecht
Dürer verdankt gerade diefer Richtung
seiner Kunft den Ruhm des grössten
deutschenKünftlers. Wie Dürer,fo haben,
zum Theil von ihm angeregt, Maler und
Zeichner wie Cranach, Altdorfer und
Grunewald, Bildhauer wie Peter Vifcher
und feine Söhne, ja felbft der grofse,
fchlichte Realift jener Zeit, Hans Holbein lammt feinen Schweizer Nachfolgern dem Räthfel des
menfchlichen Lebens, der Sehnfucht nach dem Ewigen im Menfchenherzen und dem Ringen gegen
das Vergängliche alles Irdifchen in ftets neuen, originellen, der Zeit verftändlichen Schöpfungen
einen künftlerifchen Ausdruck zu geben gewufst. Ein eigenthümliches letztes Aufleuchten diefes
Empfindens vor dem mehr als hundertjährigen Todesfehlaf, in den das deutfche Leben mit Beginn

K

Porträl des Malers Rudols Heuneberg von L. Passini.




 
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