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die Malschule der kgl. Porzellan-Manu-
factur zu Meissen ein. Hier zeichnete
er anderthalb Jahre in der üblichen
Weise nach Gips und malte er auf
Porzellan, bis ihm der Gedanke kam,
zur freien Kunst überzugehen; er
sandte Probezeichnungen an die Dres-
dener Kunstakademie und wurde als-
bald angenommen und zwar sogleich
in die Naturclasse. Nach einem Jahre
ging er in die Malclasse über. Da aber
seine künstlerischen Neigungen nach
ganz anderer Richtung gingen, als die
des Vorstandes der Malclasse, so war
hier seines Bleibens nicht lange. Im
Jahre 1893 mit neunzehn Jahren stellte
er sich muthig auf eigene Küsse. Da
er gänzlich mittellos war, Atelier und
Modelle infolgedessen für ihn un-
erschwingliche Dinge waren, so ging
er Tag für Tag ins städtische Ver-
sorghaus zu Dresden und machte dort
im Hofe zeichnend und malend an
den Insassen seine Studien, während
er zugleich durch allerhand handwerks-
mässige Arbeiten seinen kärglichen
Lebensunterhalt verdiente.Diese Arme-
leutmalerei, welcher Müller mit zähem
Eifer monatelang oblag, war unfrei-
willig, förderte aber sein Können schnell
und nachhaltig.

Im Herbst 1894 trat er bei einer
Ausstellung der Dresdener Secession
im Ernst Arnold'schen Kunstsalon zum
erstenmale an die Öffentlichkeit; seine
gezeichneten Landschaften und Thier-
studien fanden alsbald bei den Kunst-
freunden und bei der Kritik lebhafte
Anerkennung. Die Landschaften hatten
etwas von der freien Auffassung Liebermanns, und seine Thierstudien zeichneten sich durch
grosse Naturwahrheit und treue Charakteristik aus. Die Blätter bedeuteten einen entschiedenen
Erfolg.

Nachdem Müller sodann seiner Militärpflicht genügt hatte, wobei die Dienstzeit durch Vermittlung
hochgestellter Kunstfreunde auf ein Jahr beschränkt wurde, beschäftigte er sich vorzugsweise

Richard Müller.

Studie.
 
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