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auch die Japaner blieben dabei so wenig ohne Einfluss auf ihn, wie auf seinen Genossen
Henri Riviere.

Vielleicht noch besser und glücklicher als bei der künstlerischen Buchillustration verbinden
sich Farbe und Holzstock bei den grossen, decorativen Einzelblättern, die weniger für die Mappen
der Sammler als zum Schmuck der Wände bestimmt sind.

Über den Sonntag vor den Thoren von Paris (Bucolique moderne) können wir uns
kurz fassen, da unsere Leser in der glücklichen Lage sind, sich aus eigener Anschauung ein Urtheil

über dieses Blatt zu
bilden, das unserer vor-
jährigen Mappe zu
besonderer Zierde ge-
reicht hat.

Wir sehen ein
Plätzchen in der Bann-
meile von Paris mit der
Schaukel im Schatten
der Bäume, Schmau-
serei im Grase, junge
Mädchen, berauscht
vom Sonnenlicht und
frischer Luft, Spazier-
gänger und gelagerte
Gruppen. Die Frauen
haben sich auf den
Rasen hingestreckt,
den Kopf im Schoss
des Mannes, der ruhig
seine Pfeife raucht, der
unvermeidliche Soldat
liegt auf dem Bauche
und spielt mit einem
Jungen, dessen Mutter
daneben sitzt, träume-
risch, versonnen, wie
auch die schöne junge

A.Lepere, »Neujahrstag auf dem Boulevard». Originalholzsehnittaus
»Paysages et coins des rues«.

Frau, auf die das kleine
Mädchen vergebens
einspricht.*)

Das Ganze ist in
einem eigentümlichen
Ton gehalten, der an-
fangs etwas befremdet,
blaugrau und braun-
roth mit dunkelrothen
Stellen und ausge-
spartem Weiss.

Aberbesondersist
ein grosses, noch un-
vollendetes Blatt zu
erwähnen, die Frohn-
leichnamsproces-
sion zu Nantes. Die
Masse sind ungefähr
35 oder 40 zu 55. Im
Hintergrunde bemerkt
man am Ende des
Platzes den unteren
Theil des Domes, bei
dessen Vorhalle junge
weissgekleidete Mäd-
chen mit den Fahnen.
Es folgen die Geist-
lichen in ihren Chor-

hemden; im Vordergrunde tragen dann die Diacone mit ihren Dalmatiken die bischöflichen
Insignien: Mitra, Krummstab, das Buch und die Kerze; Alumnen schwingen das Rauchfass und
streuen Blumen, und unter dem Traghimmel erscheint der Bischof mit dem Allerheiligsten.

Zur Darstellung dieses Vorganges, der ebensogut im Mittelalter spielen könnte, passen die
Ausdrucksmittel des Holzschnittes ganz ausgezeichnet. Lepere hat sich denn auch vorgenommen,

*) Als uns der Künstler die erste flüchtige Skizze zu dem Blatte einsandte, begleitete er sie mit den folgenden Worten, die in ihrer bezeich-
nenden Frische und Knappheit kennen zu lernen, für unsere Leser von Interesse sein dürfte: »Sujet: Sur le glacis des fortifications de
Paris. Le Dimanche . . . foule endimanchee, joyeuse. Des gens se reposent, d'autres dansent des rondes. Au fond, a droite, guinguettes —
a gauche ligne de Paris. Pantheon. — Au milieu de ce paysage factice et tres moderne: le retour des vaehes. Celles qui fournissent le lait ä deux
sous le verre. On trait sur place, on boit de merae! — Et alors. C'est la grande nature qui reprend ses droits! La bucolique antique reparait. C'est
Virgile qui renalt. Immuabilite des scenes de la nature!« Die Rediiction.
 
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