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Oscar Graf, >Dame in japanischem Costüm«
Nach der Originalradirung.

in Dachau und seitdem ist er mit dem Dachauer
Kreis in engster Fühlung geblieben. Hier wurden
ihm die Grundlagen seiner malerischen An-
schauungen gelegt. Die Monumentalität der
Naturauffassung, das Suchen interessanter und
geschlossener Massen, die übersetzende und
zusammenfassende Sprache, die Reducirung der
Darstellung auf das Wesentliche, auf den Kern
des künstlerischen Gehalts, die Vorliebe für
tiefe und einheitliche Stimmungsaccorde: das
alles hat er mit der Dachauer Schule gemein.
Was in seiner eigenen Natur begründet liegt,
wurde in dieser UmgebungzurKlarheit geweckt,
befestigt und von ihm dann selbständig weiter
gebildet. Er übertrug diese Principien auf die
Rad irung. Schon mit seinen ersten malerischen
Studien waren Versuche im Radiren Hand in
Hand gegangen: ohne Anleitung und Lehrer in
diesem Fache hat er auf Grund der im künstleri-
schen Verkehr mit den Führern der Dachauer
Schule, namentlich mit Dill, Holzel, Lang-
hammer empfangenen Anregungen sich seinen
Standpunkt als Radirer geschaffen und fest-
gehalten. Zwar äussert sich das Streben nach
malerischer Behandlung in seinen ersten land-
schaftlichen Blättern (»Der Dorfbach« u. a.)
noch in wesentlich anderer Richtung: er zeigt
sich hier noch beeinflusst von dem damals
herrschenden Naturalismus der Pleinair-Zeit
und der Art, wie sie das Verhältnis zur Natur
auffasste. Das Formgefühl ist hier noch
unentwickelt und unfrei. Das Streben nach
Unmittelbarkeit und Wahrheit der Naturdar-
stellung kommt über eine gebundene Abhängig-
keit vom Gegenstand noch nicht hinaus. Aber
schon in dem Blatt, »Mondschein« (Weisser
Giebel mit Bäumen und Wasserspiegel, aus-
gestellt auf der A4ünchner Frühjahrssecession
1893) kündet sich das Suchen nach dem Stil
bedeutungsvoll an. Von da an wird er sich
seines Zieles immer klarer bewusst. Es ist die
über die sclavische Nachahmung der Natur
hinausgehende schöpferische und freie Gestal-
tungskraft des echten Künstlers: die Unter-
 
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