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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 31.1908

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Clément-Janin, ...: André Dauchez
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https://doi.org/10.11588/diglit.4232#0027
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Andre Dauchez, »Saint-Oua

Nach der Originalradierung.

ANDRE DAUCHEZ.

Michelct hat über die Bretagne, über den rauhen und wilden Teil dieser Provinz, der sich
dem Wogendrang des Meeres entgegenstemmt, in seiner eindrucksvollen Art die folgenden Zeilen
geschrieben:

»Nichts ist so unheimlich und furchtbar wie diese Küste. Da ist das äußerste Ende der alten
Welt. Da stehen die zwei Urfeinde einander Aug in Aug gegenüber: die Erde und die See, der
Mensch und die Natur. Man muß das Meer sehen, wenn es in seiner Wut an der Landspitze von
Saint-Mathieu die gewaltigen Wogen fünfzig, sechzig, achtzig Fuß hoch auftürmt; der Schaum fliegt
bis zur Kirche, wo die Mütter und Schwestern im Gebet versammelt sind. Und selbst in der Zeit der
Ruhe, wenn das Brüllen der See verstummt ist, wer hat je diese schreckliche Küste durchwandert, ohne
laut oder leise das Wort der Bibel zu wiederholen: »tristis usque ad mortem?« . . . Kein Haus steht
an den Straßen; überall dehnt sich die Haide aus, ärmlich geputzt mit blaßroten und gelben
Kräutern; hie und da ein Feld mit weißem Buchweizen. Dieser Sommerschnee, diese glanzlosen
und gleichsam vor der Zeit verwelkten Farben quälen das Auge eher, als daß sie es erfreuten, wie
jener Kranz von Stroh und Blumen, mit dem sich Hamlets wahnsinnige Geliebte schmückt«.

Diese herbe Schönheit der Bretagne hat auch Andre Dauchez tief empfunden, die Schönheit
dieses grauen Himmels, der schrecklichen See, gegen die der gezackte Granit wie eine Festungs-
mauer aufsteht, des wirbelnden Flugs der kreischenden Möven, dieser Uferstrecken, deren Namen
schon wie Grabschriften klingen, und jener schwarzen Felsen, die mit klebrig zähem Tang

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