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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 31.1908

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Hind, Arthur Mayger: Camille Pissarros graphische Arbeiten: Seine Radierungen, Lithographien und Monotypen und Lusien Pissarros Holzschnitte nach seines Vaters Zeichnungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4232#0045
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CAMILLE PISSARROS GRAPHISCHE ARBEITEN.

SEINE RADIERUNGEN, LITHOGRAPHIEN UND MONOTYPIEN UND
LUCIEN PISSARROS HOLZSCHNITTE NACH SEINES VATERS ZEICHNUNGEN.

Impressionismus in der engen Bedeu-
tung, in der das Wort von einer neuen Mal-
weise gebraucht wird, scheint unzertrenn-
lich mit der Farbe verbunden zu sein.
Immer auf der Basis des Realismus stehend
und dabei bestrebt, gewisse Farbenein-
drücke, die die Vorgänger dem künstle-
rischen Gleichgewicht des Ganzen aufge-
opfert hatten, in ihrer absoluten Wahrheit
wiederzugeben, haben die Impressionisten
Methoden entdeckt, die unbekümmert die
Zeichnung in dem Glanz eines Tones auf-
gehen ließen, den sie sich weigerten, durch
die dunkle nur in der Konvention existie-
rende Linie beeinträchtigen zu lassen.
In der übertriebenen Form des Neo-
Impressionismus oder Pointiiiismus,
der auf der letzten Gesamtausstellung der
Impressionisten im Jahre 1886 zur allge-

Camille Pissarro, Selbstbildnis. Nach der Originalradierung. meinen Kenntnis kam Ulld ZU dem sich

während einer kurzen Zeit Seurat, Signac
und Camille Pissarro bekannten, hat die Zeichnung eine noch kleinere Rolle gespielt. An Wissen-
schaftlichkeit oder Pseudowissenschaftlichkeit1 hat es der neuen Entwicklung nicht gefehlt. Die
Theorie der prismatischen Farbenzerlegung und die Erfahrung der Maler, daß eine so geteilte Farbe,
absolut genommen, niemals durch die Mischung der sie bildenden Teile in Gestalt von Farbstoffen
wieder gewonnen werden kann, ließ die Neo-Impressionisten die unwirksame Mischung auf der
Palette mit der Mischung im Auge vertauschen. Unleugbarer Glanz und ein gewisses Flimmern
wurden zwar auf diese Weise erzielt, aber das Ergebnis vermochte den Verlust der Gediegenheit der
Massen und Formen, die eine für den Maler ebenso wesentliche Eigenschaft der Materie ausmacht
wie die Flüchtigkeit der Farben des Augenblicks nicht aufzuwiegen.

1 Eine beachtenswerte Erörterung der impressionistischen Farbentheorien, die uns hier nur nebenher beschäftigen, findet man bei D. F. Mc
Coli, Nineteenth Century Art, Glasgow 1902.

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