Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Editor]: Die Graphischen Künste (31.1908)

vielen kleinen Blättchen, in
denen irgend eine frappan-
te Beobachtung, die Orlik
auf seinen Reisen machte,
als Szene aus dem Volks-
leben oder eine Begegnung
durch ein Porträt (Geheim-
rat Lehrs, Bernhard Pan-
kok), mitunter durch ein
Exlibris (W. Schölermann,
R. M. Rilke) festgehalten
ist. Soviel nun japanische
Originalblätter von erle-
senen Meistern auch vor-
lagen, lehrten sie doch,
mochte es Orlik scheinen,
in geschwächter Ableitung
ein Ergebnis, nicht das
Werden; um sich der Vor-
bedingungen zu bemäch-
tigen, der bestimmenden
Umwelt und der techni-
schen Einzelheiten, begab
sich Orlik im Jahre 1900
nach Ostasien: ex Oriente
lux. Ein Tatsachenbericht
aus der Feder des Japan-
Reisenden war seinerzeit
hier in den »Graphischen
Künsten« zu lesen und da
auch Abbildungen zur Er-
läuterung der von Grund
aus geschöpften Erkennt-
nis dienten, braucht hier
auf diese Etappe nur mehr
hingewiesen zu werden;
wenn es irgend dessen
noch bedurfte, hatte sich damals Orlik aller Schwere entledigt, seine graziösen farbigen Holzschnitte
mit japanischen Motiven gaukeln wie leichte Falter. Nicht um Nachahmungen war es dem anpassungs-
fähigen Europäer zu tun, sondern darum, sich der Vorteile der in Japan getrennten Verrichtungen
des mit dem Pinsel vorzeichnenden Entwerfers, des Holzschneiders und des Druckers zu versichern.
Ohne aber zweimal die Hilfe eines Mittelsmannes zu beanspruchen, wurden durch Orlik und
alle, die gleich ihm darin die Vorbedingungen eines im strengsten Sinne Originalholzschnitts
sahen, jene drei Funktionen in der einen Hand des Künstlers vereinigt. Von dem Aufgreifen

Emil Orlik, Bildnis Ferdinand Hodlers

Nach dem Originalholzschnitt.

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