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Die 1870 noch vom älteren Wiener Kunstverein, und zwar zusammen mit dem Kunstverein in
Hamburg unternommene Herausgabc von Louis Jacobys schönem Stich nach Raffaels »Schule von
Athen« leitete die Tätigkeit der Gesellschaft ebenso würdig wie verheißungsvoll ein. Die jährlich
erscheinenden Hefte des »Albums« erfreuten die Mitglieder mit Kupferstichen und Radierungen
nach zeitgenössischen Gemälden. Die 1872 bis 1878 der Leipziger »Zeitschrift für bildende Kunst«
beigelegten schlichten Heftchen der »Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst«, die
im wesentlichen aus knappen Erläuterungen der von der Gesellschaft herausgegebenen Kunst-
blätter bestanden, genügten bald nicht mehr, und es mußte 1879 eine umfänglichere, reicher aus-
gestattete Zeitschrift gegründet werden: die »Graphischen Künste«. Ihre Schriftleitung oblag dem
jeweiligen Sekretär der Gesellschaft, und zwar während der ersten fünfundzwanzig Jahre, die vorder-
hand allein betrachtet werden sollen, zuerst dem vielseitigen, 1903 in Paris verstorbenen Oskar
Berggruen, dann, von 1888 bis 1893, Richard Graul, der gegenwärtig Direktor des Grassi-Museums
in Leipzig ist, von 1895 bis 1900 Karl Masner, der jetzt das Schlesische Museum für Kunstgewerbe
und Altertümer leitet. Neben der Zeitschrift, die, seit sie besteht, als das Rückgrat aller Veröffent-
lichungen der Gesellschaft angesehen werden muß, wurden bald auch größere »außerordentliche«
Publikationen in Angriff genommen. So das »Galeriewerk«, von dem 1883 die bereits seit 1876 vor-
bereitete Budapester Landesgalerie und die Galerie des Grafen Schack in München erschienen,
1885 die Gemäldesammlung des Herrn Wesselhoeft in Hamburg, 1888 die oldenburgische, 1891 die
Schweriner und 1896 die fürstlich Liechtensteinische Galerie in Wien. Der Text dieser Werke hat
so namhafte Kunstgelehrte wie Wilhelm Bode und Hugo von Tschudi zu Verfassern. Das »Geschichts-
werk« zerfällt in zwei Teile, einen die Kunst der Gegenwart und einen die der Vergangenheit
behandelnden. Von diesem letzteren erschienen während des bis 1896 reichenden Abschnittes
1893 Adolf Rosenbergs »Rubens-Stecher«. Das vierbändige Werk »Die vervielfältigende Kunst der
Gegenwart«, veranlaßt durch die 1886 von der Gesellschaft veranstaltete internationale graphische
Ausstellung, wurde das Jahr darauf durch den dem Holzschnitt gewidmeten Teil eröffnet. 1891 folgte
der Kupferstich, 1892 die Radierung. Von den »Theatern Wiens« kamen 1894 und 1896 zwei vom
Burgtheater handelnde Bände heraus. Auch der Plan zu den »Bilderbogen für Schule und Haus«
wurde noch während der ersten fünfundzwanzig Jahre der Gesellschaft gefaßt.

Wie lange noch in der Gesellschaft Kunstvereinsgewohnheiten nachwirkten, wie wenig man
selbst noch in den neunziger Jahren darauf bedacht war, sich ausschließlich auf den graphischen
Gesichtspunkt zu beschränken, geht daraus hervor, daß man für das Theaterwerk Ölgemälde in
Auftrag gab (zum Beispiel Gustav Klimt den Lewinsky, Franz Matsch die Schratt), nach denen dann
Tafeln in Heliogravüre hergestellt wurden.

In den meisten der genannten Veröffentlichungen wechseln graphische Blätter, nachbildende
oder eigenschöpferische, mit photomechanischen Wiedergaben ab. Daneben aber gab die Gesell-
schaft zahlreiche graphische Einzelblätter heraus, von denen bloß beispielsweise Hermann Paars
Farbholzschnitt nach Jan van Eycks Bildnis eines alten Mannes (1873), Hechts einfarbiger Holz-
schnitt nach Van Dycks Königin Henriette (1890), die Kupferstiche Johannes Sonnenleiters nach
dem Yenusfest von Rubens (1880) und Viktor Jaspers nach Dürers Allerheiligenbild (1887) und
Ungers Radierung nach dem Ildefonso-Altar von Rubens (1874) angeführt werden mögen.

Den älteren Mappenwerken, unter denen als Großtaten der Gesellschaft Hugo Bürkners Holz-
schnitte nach Rethels Hannibal-Zug (1873) und Alois Petraks Kupferstiche nach Führichs » Verlorenem
Sohn« (1876) besonders hervorzuheben sind, reihen sich schließlich illustrierte Bücher wie Hauffs
»Phantasien im Bremer Ratskeller« mit Bildern von Hans Schwaiger (1895) und Andersens Märchen
 
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