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»Die Prinzessin und der Schweinehirt« an, dieses geschrieben und illustriert von Heinrich Lefler,
bereits 1895 in Auftrag gegeben, aber erst 1897 erschienen.

Seit 1879 konnte sich die Gesellschaft einer eigenen Kupferdruckerei rühmen, die für sie ebenso
wie die Heliogravüreanstalt, die allerdings Paulussen gehörte, aber mit der Gesellschaftsdruckerei
räumlich in Verbindung stand und zu deren Hauptkunden zählte, von großem künstlerischem und
geschäftlichem Nutzen war. Seit 1887 besaß die Gesellschaft ihr eigenes Haus. 1883, 1886, 1894
und 1895 (aus Anlaß ihres fünfundzwanzigjährigen Jubiläums) veranstaltete sie internationale
graphische Ausstellungen, denen allen große, ja glänzende Erfolge beschieden waren.

Dies sind in groben Umrissen die wichtigsten Leistungen und Errungenschaften der Gesell-
schaft während des ersten Vierteljahrhunderts ihrer Wirksamkeit. Natürlich lächelte ihr auch
während dieses Zeitraumes nicht immer die Sonne, im großen und ganzen aber wuchs und gedieh
sie zwischen 1871 und 1896 auf die erfreulichste Art.

Wieser konnte seiner Schöpfung im neuen Abschnitt ihres Bestandes noch etliche Jahre
hindurch das Geleit geben, freilich zuletzt nicht mehr mit völlig ungebrochener Kraft. Nach seinem
Tode im Jahre 1902 lief die Gesellschaft auf dem durch ihn so vortrefflich gebahnten Wege sozu-
sagen von selbst weiter. Ihre Verfassung änderte sich allerdings — nicht der Form, wohl aber dem
Wesen nach — und glitt aus einer konstitutionell monarchischen, die bisweilen von einer auf-
geklärt absolutistischen nicht allzuweit entfernt gewesen war, sachte in eine demokratische
hinüber, — eine Staatsform, die, wie manche wissen wollen, gleichfalls ihre Schattenseiten hat.
Tiefer einschneidend als der Tod des Gründers, dem es vergönnt gewesen war, sein tatenreiches
Leben voll auszuleben, erwies sich für die Gesellschaft der Austritt Paulussens im Jahre 1906.
Dieses Ereignis, das um so betrüblicher war, als ihm auf dem Fuße der Tod des noch in den besten
Jahren stehenden kräftigen Mannes folgte, war für die Gesellschaft darum von größter Bedeutung,
weil es mittelbar den Anlaß zur Auflösung der Druckerei bot. Dieser Schritt war übereilt, und es
bedurfte nicht erst des Weltkrieges, um sich seiner ganzen Tragweite bewußt zu werden.

Äußerlich fällt ungefähr mit dem Beginn des neuen Kapitels in der Geschichte der Gesellschaft
die Gründung der Wiener »Sezession« (1897) zusammen, das heißt der erste greifbare Erfolg
eines neuen Stiles, der schon geraume Zeit nach Geltung rang. Heinrich Leflers bereits erwähntes
anmutiges Märchenbuch ist ein wienerisch weicher Auftakt zu dieser neuen Kunstrichtung. 1898
entwirft Kolo Moser den Umschlag der Jahresmappe, und 1900 zeichnet Alfred Roller, wie Moser
ein erster Vorkämpfer des »sezessionistischen« Stiles, den neuen Prospekt für die Gesellschaft.
Von weitaus nachhaltigerem Einfluß auf die ganze fernere Gebarung der Gesellschaft sind aber
zwei andere Umstände, die geradezu als Merkmale angeführt werden können, wodurch sich die
zweiten fünfundzwanzig Jahre der Gesellschaft von deren ersten unterscheiden: der mit dem
Durchbruch der neuen künstlerischen Bewegung natürlich in Zusammenhang stehende Übergang
von der reproduzierenden zur originalen Graphik und das Vorwalten der kunstgeschichtlichen
Anschauungsweise.

Man täte der Gesellschaft unrecht, wollte man behaupten, sie habe die Bedeutung der Original-
graphik verkannt, habe sich allzu lange vor ihr verschlossen. Die von 1878 bis 1886 im Vereine
mit dem Düsseldorfer Radierklub ausgegebenen fünf Hefte mit Originalradierungen von Düsseldorfer
Künstlern und Bodes schon 1890 in den »Graphischen Künsten« enthaltener Aufsatz über Klinger,
Stauffer-Bern und Ernst Moriz Geyger beweisen, daß dem nicht so war. Gleichwohl spielte in den
Veröffentlichungen der Gesellschaft die originale Graphik auch dann noch eine verhältnismäßig
untergeordnete Rolle, als sie anderswo schon die Vorherrschaft errungen hatte. Das erklärt sich
 
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