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sehe. Leipzig.
Max Klinger, Vor der Auferstehung,
Feder und Tusche, Dresden.
■ebüdet.
nach dem Lieblingshündchen der Schwester Therese entstand. Frau Professor Bernstein vermachte
mir testamentarisch die kostbare Zeichnung, die ich einmal von ihr für das Dresdner Kabinett
erbeten hatte, und 1920 trat ich sie der Sammlung ab.
Zwei kleine Federzeichnungen, von Klingers Hand als »Paradies-Anfang und Ende« bezeichnet,1
sind Neujahr 1S75 in Karlsruhe entstanden. Sie zählen zu seinen frühesten Arbeiten und als solche
heute zum kostbarsten Besitz des Dresdner Kabinetts, das sie 1895, also zwanzig Jahre später,
zu dem für die damalige Bewertung des Meisters charakteristischen Gesamtpreise von 65 Mark
im Kunsthandel (!) erwarb (Abb. auf S. 12 und 13).
Die etwas gedrungenen, nicht sehr individuellen Gestalten erinnern fast noch an den frommen
Stil Ludwig Richters, aber die Selbständigkeit der Gedankenwelt des damals noch siebzehnjährigen
Künstlers offenbart sich bereits in der leise ironischen Deutung des biblischen Vorganges. Adam
zeigt der Eva ihr Bild im ersten Spiegel,2 das heißt im klaren Wasser des Baches, das er ihr in
einem großen Blatt geschöpft hat, und auf der zweiten Darstellung lächelt der vor der Tür des
Paradieses mit dem Flammenschwert Wache haltende Engel über den ersten ehelichen Zwist, den
der Sündenfall zur Folge gehabt hat. Denn Adam steht scheltend hinter der weinend abgewendeten
Genossin, auf deren rundlicher Kehrseite man deutlich den Abdruck seiner rechten Hand wahrnimmt. ■
in ähnlicher Weise ironisierend ist eine Himmelfahrt Maria behandelt, die das Dresdner
Kabinett unter anderen nicht für profane Augen bestimmten Atelierscherzen aus dem Ende der
siebziger Jahre bewahrt. Die heilige Jungfrau schwebt auf einer von zwei Engelknaben getragenen
Wolke empor. Unten knien betend die zwölf Apostel mit den heiligen Frauen. Die Komik des an
1 Singer 13.
2 In einer Ecke steht von Klingers Hand: .Specu'lum primum