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Friedrich Schöpfer, Der Märchcmvald.

Zeichnung.

jdoch
r ist

im
das

Format seiner Gestalten gewachsen. Allerdings kümmert er sich noch weniger als zuvor um eine
korrekte Zeichnung. Ein Muskelberg folgt dem anderen ohne jede Rücksicht auf die Natur. Doch
das in Schöpfer eigentlich Wertvolle, seine Gestaltungskraft, ist noch im Wachsen begriffen. Auch
bei der inhaltlichen Lösung fühlt man, daß es sich um Ideen handelt, denen er lange nachgegangen
ist. Eine besondere Vorliebe gilt noch immer der antiken Welt, die er jedoch mehr im Sinne des
Barocks als des Klassizismus auffaßt, was der ganzen Zeit gemeinsam ist und das einzige Element
darstellt, das ihn mit der Wiener Kunst Canons und Makarts verbindet. Das Thema des Perseus,
der Andromeda befreit> (Abb. S. 68), kam ihm gelegen, drei Körper in ähnlicher Haltung und doch
im scharfen Kontrast und Gegenspiel zueinander zu zeigen. Schon schwebt über der Andromeda
die plumpe Hand des Drachens, da saust auf ihn das Schwert des Befreiers hinab, der sich im
kühnen Sprung über das Ungeheuer geworfen hat.

In seinem eigentlichen Elemente fühlte sich Schöpfer bei allen Vorwürfen, die ihn an keinen
bestimmten Raum banden und ihm völlige Freiheit gaben, Körper an Körper in voller Bewegung
aneinander zu reihen. Die Heimat mit ihren zahllosen kirchlichen Deckengemälden des XVIII. Jahr-
hunderts gab ihm hier zweifellos das beste Vorbild, dem er unbewußt nachgefolgt ist. So entstand
die übermütige Travestie eines Höllensturzes2 (Abb. S. 69), bezeichnet: »Abbas Onufrius muliebrem
vanitatem condemnans«, auf dem sich teuflische Gestalten, die im weltlichen und geistlichen Lager
auf einen sehr erfolgreichen Frauenraub ausgegangen sind, mit ihrer Beute in tollen Sprüngen

l Datiert: 7. 1884. Kohle. 109-5 : 185'5.
* Datiert: 11. 1884. Kohle. 146 : 165.

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