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DIE LITHOGRAPHIEN ADOLF SCHINNERERS.

Die Lithographie gibt den
zeichnerischen Stil eines Künstlers
ganz unmittelbar und genau. Sie ^U
entsteht auf einem kürzeren und
sichereren Weg als die Radierung,
deren Technik umständlicher und
von der Gefahr der unvorherge-
sehenen und ungewollten Zufällig-
keiten umgeben ist. Ihrem ganzen
Wesen nach zielt die Lithographie
auf malerische Wirkungen. Ihre
Materialien: die Kreide, die zu
einer tonigenBehandlunggeradezu
auffordert, die Feder, mit der sich
starke Gegensätze von Hell und
Dunkel kräftig herausbilden lassen,
und der weiche Stein, der die
zartesten Tonstufungen annimmt,
verlangen diesen malerischen Cha-
rakter. Ein Neben- und Gegen-
einander von Hell und Dunkel und
ein zwischen diesen Gegensätzen
leicht schwingendes geschäftiges
Spiel von Abwandlungen des Tones
machen ihre graphischen Grund-
elemenle aus, wobei ebensowohl
feinste Halbtöne in edlem Silber-
glanz als auch sammetschwarze
Tiefen oder strahlende Lichter die
Führung haben können. Der Umriß, die betonte Linie kann selbstverständlich mitsprechen,
ja eine bestimmende Mission haben. Allein das sorgsam ausgewogene musikalische Verhält-
nis der Tonwerte zueinander wird doch schließlich maßgebend sein. So haben schon die ersten
bedeutenden Meister dieser Technik wie Daumier und Gavarni die Lithographie gehandhabt. Die
Epoche des Impressionismus bereicherte die Ausdrucksweise des Steindrucks dann noch mit

Adolf Schinnerer, Die alte Amme. Zu Strindbergs »Vater«

Nach der Lithographie.

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