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Weißschnitte zwar in die Früh-
zeit des Holzschnittes, gehören
aberkeineswegs zuseinenersten
künstlerischen Schöpfungen.

Auch Erwin Lang hat durch-
aus nicht mit Weißschnitten an-
gefangen, sondern im Gegenteil,
im Tanzalbum, das schon 1910
bei Erich Reiß in Berlin mit Text
von Oskar Bie erschienen ist, mit
Blättern, auf denen die dünnen,
festen Umrisse der Tänzerinnen
wie mit schwarzer Feder auf
weißesPapier gezogen aussehen.
Fast auf jedem Blatte aber hält,
einmal weniger, einmal mehr
Raum beanspruchend, der wei-
ßen Fläche die schwarze das
Gegengewicht. Als Stück Boden
(wie auf dem hier abgebildeten
Blatt), als schwarzer Vorhang,
der sich unheimlich bläht, als
schwarzes Gewand, das den
Körper der Tänzerin eng um-
windet oder ihn als faltenreicher,
sackartiger Mantel förmlich verschlingt, aber auch als schwarzer Hintergrund, von dem sich die
tanzenden Gestalten weiß abheben. Immer aber stehen Weiß und Schwarz einander unvermittelt
gegenüber, die modellierende Schraffe fehlt nahezu vollständig, dagegen spielt die Linie eine her-
vorragende Rolle, vor allem, wie schon gesagt, als Umriß, aber auch als Innenzeichnung, zum
Beispiel bei dem engfälteligen im Drehen vom Körper weggewirbelten Kleid; zumeist schwarz
auf weiß, aber auch umgekehrt. Ein Brustbild im strengen Profil nach rechts stellt die Wiener
Tänzerin Grete Wiesenthal dar, die ja die ganze Folge inspiriert hat. Eine vom Jahre 1909 datierte
Bleistiftzeichnung ist eine Aktstudie zu dem Blatt, wo sich die bekleidete Tänzerin zwischen
dünnen Blattranken, die von oben herabhängen, hindurchdreht. Die Umrisse sehen keineswegs wie
geschrieben aus, sondern sind noch recht tastend geführt.

Die nächste graphische Arbeit sind die Holzschnitte zu Dantes Vita nova. Sie erschienen
zuerst, 1913, nicht in den Urbildern, sondern in verkleinerten Strichätzungen' als Illustrationen zu
Georg Müllers Buchausgabe der Dichtung. Erst 1921 wurden sie, natürlich abermals zusammen
mit dem Texte, als VIII. Avalundruck in den Originalen ausgegeben.

Auch hier sind Schwarz und Weiß noch keineswegs völlig ineinander gearbeitet. Immerhin
vermitteln zwischen den äußersten Gegensätzen der weißen und der schwarzen Fläche grobe
Schraffen, die aber nicht so sehr zur Modellierung bestimmt sind, sondern vielmehr als aus-
gleichender, überleitender Halbton wirken sollen. Da die weißen Zwischenräume zwischen den
parallelen schwarzen Geraden sehr groß und diese selbst stark genug sind, verblaßt das Ganze,

auch '
nicht

Erwin Lang, Ein Blatt aus dem »Tanzaibum«. (Berlin, Erich Reiß.)

Nach dem Holzschnitt.

zeigt

keit.

zert
ling.

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