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Als Reisemarschall dieser Dame kam er über Mukden und Dairen nach Tsingtau. Dort brachte ihn
eine günstige Fügung mit dem deutschen Gelehrten Richard Wilhelm zusammen, der für Diederichs
die chinesischen Klassiker übersetzt. Mit Wilhelm zusammen, der so tief in die für den Europäer
sonst fast unzugängliche chinesische Gedankenwelt eingedrungen ist, daß ihm auf Grund seiner
Gelehrsamkeit sogar die Chinesen einen hohen Mandarinsrang verliehen haben, lernte er nun in
den dreiviertel Jahren, die er unter den Mandschus verbrachte, Land und Leute auf eine Weise
kennen, wie es nur selten einem Abendländer vergönnt ist. Er kam nach Peking und Shanghai,
besuchte die ältesten und berühmtesten Kultstätten Chinas, malte und zeichnete viel und verdiente
sich hauptsächlich durch Bildnisse, die er von chinesischen Beamten und Gelehrten anfertigte,
seinen Lebensunterhalt. Im Oktober 1920 kam er von Shanghai in die Heimat zurück. Sein Reise-
koffer barg als köstlichstes Gut ein wunderbares altes chinesisches Elfenbeinflgürchen, bemalt und
ein Mädchen darstellend. Sie ist dem Künstler das teuerste Sinnbild und Vermächtnis Chinas, das
auf ihn als übermächtiges, läuterndes und tief beruhigendes Erlebnis eingewirkt hat. In einem eben
erst erschienenen schönen Büchlein, das Richard Wilhelm gewidmet und »Hoffnung auf China«
betitelt ist (Wien, Haybach-Verlag), versucht der Künstler all das in knappen Bildern anschaulich
mitzuteilen, was er in China an sich wie eine innere Wiedergeburt erfahren hat und wovon er sich
aus dem Herzen Asiens her. vielleicht durch Rußland vermittelt, Trost, Hilfe und Rettung für das
zusammengebrochene Europa ersehnt und erwartet.

Erwin Lang hat Schweres und Bitteres genug erlebt, es leuchtete ihm aber doch auch immer
wieder ein glücklicher Stern. Möge ihn, den innerlich Beruhigten und Gefestigten, dieser Stern auch
fürderhin nicht im Stiche lassen. Arpad Weixlgärtner.

Erwin Lang, Plakat für eine Bücher-
einkaufsstelle. Nach dem kolorierten
Holzschnitt.

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