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Emmi Singer, Soglio.

KohlenzeiclmLing (1920).

feines Aquatintakorn für Zwischentöne Sorge zu tragen hat. Durch die ernste Beschäftigung in den
Spitälern reift Emmy Singers Handschrift in der Folge zu immer männlicherem Charakter aus. Von
Jugend auf mit dem Wald der Heimat verwachsen, steigert sich plötzlich ihre Vorliebe für das Phanta-
stische des Geästes im Hochwald, das Wurzelwerk gestürzter Tannen, aber auch für die knorrige
Verschrobenheit windgedrückter Obstbäume oder hohler, halb unterwaschener Weidenstrünke. Mit
wahrem Feuereifer geht sie dem Geäste nach und weiß überall, wo das Thema Bäume einzubeziehen
erlaubt, Detailstudien kompositionell zu verwenden und trotzdem kulissenhafter Überladenheit aus-
zuweichen. Das Jahr 1916 bringt den Gipfelpunkt der ersten künstlerischen Reifephase mit sich:
der breit zeichnende Stift hat eine Intensität erreicht, die das bislang noch immer als frauliches
Produkt erkennbare Kunstwerk auf ein männliches Niveau hebt. In großen Zügen, jeder Form
feinstens nachgehend, mit starkem Tiefen- beziehungsweise Raumgefühl begabt, sind die Entwürfe

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