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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 51.1928

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Gütersloh, Albert Paris: Über Rudolf Haybachs Zeichnungen und über Zeichnen im besonderen
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https://doi.org/10.11588/diglit.6343#0092
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Wahren, des bloß Richtigen abstreift und, je näher man ihr kommt, je komplizierter ihr inneres
Uhrwerk sicli zu erweisen, ihr rastlos tätiges Gekröse sich zu verschlingen scheint, immer ferner
rückt, immer einfacher wird, immer mehr erstarrt, so daß, der auszog und wirklich gerüstet war
das unendlich Mannigfaltige zu klassifizieren, gleichsam die Speichen des sich drehenden Rades zu
zählen, eine schlichte, wohlgefällige, den Sinnen mehr als dem Geiste nützliche Form heimbringt,
einen Zierat vom Tempel, aber nicht den Gott? Gleichen nicht manche dieser Landschaften Stücken
von Friesen, glücklich aus dem Ganzen gebrochen? Hängt die Schönheit dieser und solcher Stücke
nicht wesentlich ab von ihrem fragmentarischen Zustande? Könnte über den eigenwilligen Aus-
schnitt hinaus, der sinnfällig den »Kern der Sache« darstellt, ein Aufrollen des ganzen Sehfeldes
bis zu den zufälligen Grenzen viereckigen Rahmens gedacht werden? Schreibt einer, der mit Worten
wie mit den Zinsen eines zum Leben gerade reichenden Vermögens umgeht, schreibt ein solcher der
vierten und letzten Seite seines Briefes zuliebe auch noch das Wetter vor seinem Fenster nieder?
Zieht er Schnörkel, wo er nichts mehr zu sagen hat? Haben Fleiß und Vollenden einen Sinn, wenn
das Gehirn leer läuft? Paris Gütersloh.

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