Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ir dessen Pubij.
1886 eine Re.
Banknoten und
*hs Jahre nach
;fmarkenbildern
; keinem Öster-
t eine Fülle von
seiner Existenz
lte- Der rasche
verfahren hatte
:onnte nur den-
chnik des Wert-
en die manuelle
) so viele unter-

; glückliche Be-
srstenMale eine
;kung Amerikas
urde. Nicht nur
aarkensammler-
len Drucksorten
s schon damals
npositionen, die
g dieser Bilder-
llgemeinheit'dic
tändnis weckte,
en. Von diesem
ich-ungarischen
lun die Vorsicht
:inen Überdruck
ssert hat, sei es
enden Scheinen

müssen, wenn
,rutal behandelt
beschmutzt, um
1Ssen gedruckte
verbraucht und
ch jeder zuerst,
^durfte oder
ner Ausführt
rden, denn was

Schirnböck der

;rung umset*-
lumbusmarken»

überlegen, war nur der Auftakt zur weltberühmten österreichischen Serie von 1908, die in Koro
Mosers bestrickender Umrahmung die Ahnengalerie der Habsburger in Miniaturformat der Buch-
druckpresse anvertrauen konnte, während die hohen Werte in weichem und tiefem Kupferdruck das
kleinste und doch kaiserlichste Monument darstellen, das je einem regierenden Fürsten zu Lebzeiten
gesetzt wurde, zugleich ein unvergängliches Ruhmeszeichen der österreichischen Postverwaltung
als großzügiger Auftraggeberin und der Österreichischen Staatsdruckerei als ausführender Firma.

Und dieser Mann, der seine ganze Kunst, in diesem Falle wirklich ein ganzes Können,
einsetzt, um durch Umwandlung jeder Form und jedes Tones in ein fast mathematisch korrektes
System von einfachen Linien verschiedener Stärke und wechselnden Abstandes mit unheimlicher
Naturtreue den Eindruck der Vorlage zu erreichen, also gewissermaßen sich selber auszuschalten,
ist doch der freieste Künstler. Wer ihn gesehen hat, wie er ohne Spur von Servilismus, ja in fast
häuerlicher Selbstbewußtheit mit hohen und allerhöchsten Herrschaften verkehrt, in welch souveräner
Haltung er seinem Auftraggeber gegenübersteht, mußte sein Lächeln bald in staunende Anerkennung
wandeln. Gewiß verschafft der Aufenthalt in fremden Ländern und der Verkehr mit hochstehenden
Personen aus aller Welt eine starke Überlegenheit, und einem Hollabrunner, der sich seine Frau aus
Konstantinopel holte, der heute aus Schweden, morgen aus Portugal einen Auftrag erhält oder
ablehnen kann, wird man schon einiges zutrauen; welch starker Charakter aber in dem bescheidenen
Manne steckt, kann nur ermessen, wer das Vertrauen der Künstler verschiedener Lager in seine
Person kennengelernt hat. Als dem Wiener Hagenbunde die schwerste Fieberstunde seiner Existenz
schlug, gab es nur einen, der durch den bloßen Einsatz seiner Person alles retten konnte und gerettet
hat: Ferdinand Schirnböck, der der Öffentlichkeit als Mitglied dieser Künstlerschar kaum bekannt
geworden war. Nach seinem Präsidium konnte ruhig die Führung an die Jugend fallen, der er immer
das Wort redete; was ihm an Rat und Trost ebenso wie an nie bekanntgewordener Unterstützung
die Wiener Künstler verdanken, darf man gar nicht sagen; er wird ja schon schrecklich böse sein,
daß er seinen Namen überhaupt gedruckt zu lesen bekommt. Darum kehren wir rasch zu seinem
Werke zurück, darüber spricht er nicht mit.

Wenn man all die Köpfe, von Musikern und Gelehrten, von Fürsten, Dichtern und Frauen, die
mannigfaltigen Landschafts- und Architekturbilder seiner Briefmarken betrachtet, man wird doch
immer zu sehr durch den dargestellten Gegenstand von der eigentlichen Leistung des Meisters
abgezogen. Wir müssen schon einmal ein Stück unter die Lupe nehmen, etwa die Gedenkmarke
der Internationalen Postwertzeichen-Ausstellung, die im September 1911 in der Wiener Sezession
abgehalten wurde, vielleicht das schönste Blatt aus seiner Hand,1 und jetzt müssen wir uns vorstellen,
es sitzt da in seinem von hohen Bäumen versteckten Perchtoldsdorfer Hause vor dem im Spiegel
sichtbaren Originale Kolo Mosers über ein winziges Kupferplättchen gebeugt unser Meister mit dem
Stichel in der Hand, und in kaum vorstellbar bedächtiger Ruhe und Exaktheit entsteht Linie um
Linie, aus deren rhythmischer Überkreuzung in langer Arbeit das Profil des edlen Mädchenkopfes
wird, das die aufgesetzte Mauerkrone — ein paar Punkte nur — zum Symbole Wiens stempelt.
Unwillkürlich fragt man sich, was wohl schärfer sein möge, das Instrument oder das Auge — es ist
leider nur eines, das andere büßte vor Jahrzehnten bei einem Berufsunfalle seine Sehkraft ein. Natürlich
weiß ein Künstler von diesem Instinkte für die technisch einfachste Lösung, voll feinsten Gefühles
fürs Stoffliche, von reinstem Geschmack und Formverständnis, als Europas unbestrittener, viel-
begehrter Meister auch seinen Preis richtig zu werten, und es mag nach dem Kriege manchem
Auftraggeber doppelt schwer gefallen sein, gerade nach Österreich eine so gewichtige Bestellung

i Ein Origiimldruck dieses Blättchens über dem Titel des Aufsatzes.

21
 
Annotationen