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Herbert Böckl, Totes Huhn.

Kohle. 380 : 549. Wien, Privatbesitz.

ZU HERBERT BÖCKLS ZEICHNUNGEN.

Böckls Bilder haben uns einen neuen Ausblick in die Natur, einen neuen Einblick in die
menschliche Seele geschaffen. Mit jedem Künstler, der seinen Mitmenschen etwas zu sagen hat,
entsteht eine neue Welt. Die Sprache, die er zu ihnen spricht, mag sie am Anfang noch so fremd
und ungewohnt klingen, ist im Bezirk des immer und allzeit Künstlerischen verankert. Die Botschaft
aber, die die Sprache kündet, erschließt die neue Welt und die ist mit jedem Meister anders, wenn
sie auch ewige menschliche Nöte betrifft. Die Sprache von Böckls Bildern mag auf manchen
befremdend gewirkt haben oder wirken — war seine künstlerische Erkenntnis der nachfühlenden
seiner engsten Freunde doch stets um einige Längen voraus. Doch im zeitlichen Abstand fügt sie
sich harmonisch dem geschichtlichen Ganzen aller malerischen Werte ein. Die Welt, die seine Bilder
erschließen, spielt nicht mit Geheimnissen — sind es doch keine außerordentlichen Dinge, von denen
sie berichten: Dinge des Alltags, des täglichen Lebens. Aber Böckl läßt hinter die Dinge blicken,
zeigt ihren Wurzelboden, das Spiel der Kräfte, das sie schafft und bildet, die Säfte, die in ihnen
hochsteigen. Das erfordert starke Kraft des Ausdrucks. So stehen Böckls Bilder unter steter Hoch-
spannung und ebenso wie sie die Kräfte ihres Schöpfers aufs stärkste, oft schon die Grenzen
menschlicher Tragkraft Berührende beanspruchten, verlangen sie von ihrem Betrachter viel. Vor
allem Voraussetzungslosigkeit und innere Bereitschaft. Was sonst rätselhaft und unverständlich
bleibt, wird dann klar und einfach. Die neue Welt ist kein Nebelland mit verborgenen Abgründen

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