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Namens Schwab. Beide Eltern
leben nicht mehr, von vier Ge-
schwistern nur noch zwei, ein
Bruder als Mathematikprofessor,
eine Schwester als Hauptlehrerin
in Karlsruhe. Man sieht, wie Gei-
stiges und handwerklich schöp-
ferische Phantasie Kennzeichen
der Familie, wie eben auch des
Künstlers sind, der zunächst das
Realgymnasium in Karlsruhe,
dann das Lehrerseminar in Gen-
genbach, mit der Absicht, Zei-
chenlehrer zu werden, besuchte.
So bestand er, an der Kunst-
gewerbeschule aufgenommen,
schon nach einem Jahr (statt drei)
das Zeichenlehrerexamen, um
als Künstler die stärksten An-
regungen von Schreyög, der ihn
in erster Linie für plastisch be-
gabt erklärte, zu erhalten. Übri-
gens wollte Beier selbst anfäng-
lich Bildhauer werden! Schon
plante er ein Studium an der
Münchener Kunstakademie, da
brach der Weltkrieg aus, den
Beier als Kriegsfreiwilliger mit-
machte. Im Kriege unverletzt ge-
blieben, hatte er das Pech, noch
kurz vor dem Waffenstillstand in
englische Gefangenschaft zu geraten. Die Langeweile des Gefangenenlagers wußte der Künstler,
der auch im Felde Skizzen und Plastiken angefertigt hatte, durch Herausgabe einer Lager-Zeitung,
»Der Piepmatz«, mit Originalzeichnungen und handgeschriebenen Beiträgen, wirksamst zu bekämpfen.
Auch leitete er ein kleines Theater ohne allzuviel Material. Dies Herausgerissenwerden aus dem
eigentlichen Beruf auf die Dauer von fünf Jahren erklärt das Vielfache, das Vibrierende, Unruhige und
Eigenwillige der anfänglichen künstlerischen Versuche. Ende 1919 siedelte Beier, nach Verheiratung
mit der Kunstgewerblerin Fräulein Gützlaff, dauernd nach München über. In München entschloß
sich Beier zur Ausübung der graphischen Künste, weil diese damals, was man heutzutage bedauer-
licherweise nicht behaupten kann, noch am meisten Aussichten boten. So fielen in das Jahr 1920
die ersten Radierversuche, auf welchem Gebiet der Künstler völlig Autodidakt ist. Im Kupferstich
aber ließ er sich zusammen mit dem verstorbenen Schönleber von einem geübten Stecher Unterricht
erteilen. Dem breiteren Publikum wurde er zunächst auf dem Gebiete der Gebrauchsgraphik mit
höchst ideenreichen, sinnbildlich beziehungsvollen Ex-Libris, die stets den geistigen Zusammenhang

Ottohans Beier, »Salome«

Radierung.

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