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Ottohans Beier, »Kleine Brücke«

Radierung.

zwischen Buch und Buchzeichen betonen, mit Besuchskarten, die originelle Phantasien über das
Thema »Besuch« darstellen, und dann erst durch Freigraphik bekannt. Auch stellte er die Original-
zeichnungen zum »Piepmatz«, nach denen er auch Einiges radierte, aus und hatte mit ihnen
sowohl in Karlsruhe wie in München einen beispiellosen Erfolg. Mit Zeichnungen nach Stellen aus
der Odyssee in Umrissen und nach den Nibelungen, mitunter auch rein ornamental, hatte Beier
übrigens schon in Gengenbach seine streng flächig reliefmäßig gebundenen ersten Komponierver-
suche gemacht. Eine echt nordische, oft mittelalterlich dämonische Phantasie sprach schon aus diesen
Blättern. Da Beier durchaus die stilisierte Schönheit des Kupferstiches, der, wie er meint, gegenüber
der geschriebenen Radierung etwas Gebautes besitzt, bevorzugt, wendet er den Stich charakteristi-
scherweise auch auf das Ex-Libris im guten alten Sinne an, als Qualitätsleistung. Niemals sind Buch-
zeichen für ihn belanglose Bilder. Immer trifft er in der dem Wesen des Bestellers entsprechenden
psychologischen Charakterisierung ins Schwarze. Wir aber bewundern die ganz besondere Klarheit
und Schönheit, die subtile, oft in ganz kleinen Blättern bis in die letzte Einzelheit exakte und
gewissenhafte Durchführung. Eine Gewissenhaftigkeit, die Beier auch besonders zu pädagogischem
Unterricht befähigt. Für die oben genannte Bruckmann-Mappe wählte Beier aus dem Wunsch
heraus, in möglichst phantastischer, dämonischer und märchenhaft romantischer Weise illustrieren
zu dürfen, für die Sage den Tannhäuser, für die Legende die Hufeisenlegende Goethes, für das
Märchen den Froschkönig, für das Gebet Moerikes ergreifende Worte »Herr, sende was Du
willt etc.«, für den Spruch die Stelle aus Sebastian Brants Narrenschiff, da der Tod einen Traurigen
höhnt, und für das Lied jenes vom zerbrochenen Ringlein. 1922 bis 1924 entstanden Arbeiten für
badische Banknoten, von denen die Fünfzigmarknote mit Hebels Kopf noch in Geltung ist. Es war
für Beier eine willkommene drucktechnische und zeichnerische Schulung. 1923 entstehen Radie-
rungen vom Rhein und aus der Pfalz, von denen wir ein Beispiel abbilden. Von den zahlreichen
Kompositionen des Jahres 1925 müssen als charakteristische Proben die großartigen Stiche des

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