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er sich seit längerem schon vonjedem Kunst-
und Ausstellungsbetrieb völlig zurückge-
zogen und schafft und arbeitet zur eigenen
Freude und Genugtuung.

In den letzten Jahren in Brasilien hat
er sich vorwiegend mit plastischen Arbeiten
beschäftigt, und sein Heim und sein Garten
sind mit einer Reihe von holzgeschnitzten
Bildnerwerken bevölkert. Von den aus dem
Urwald mitgebrachten Hölzern bevorzugt
er eine Art, die allerdings schwer zu bear-
beiten ist, jedoch einen köstlichen Glanz
der Oberfläche erzielen läßt. Unter diesen
Holzskulpturen sind ganz ausgezeichnete
Stücke. Etwas phantastischer Natur mit-
unter, da der Künstler seine Erfindung
mehrfach aus der zufällig gegebenen Form
des Materials geschöpft hat, mit seinen
Ästen, Strünken und Knorpeln. Aber sie
ist souverän gemeistert und in echt plasti-
schem Gefühl aus dem Block heraus ge-
staltet. Andere Schöpfungen sind unkompli-
zierteren Charakters: formvollendete und
gutstilisierte Tierplastiken und Figürliches,
unter anderem ein in der Modellierung
höchst beseelter und lebensvoller Frauenkopf. Ihnen zur Seite stehen plastische Werke aus anderem
Material — ein Abguß der bekannten Mommsenbüste des Künstlers ist da —, dann Gemälde in Öl
und Tempera, kunstgewerbliche Arbeiten der verschiedensten Art und in Mappen das ausgedehnte
graphische Werk Jacobys, das alle nur denkbaren graphischen Techniken und vielerlei Gattungen
umschließt, freie und gebrauchsgraphische Arbeiten. Aber auch die Ergebnisse mannigfacher
wissenschaftlicher Betätigung liegen vor, so hat der Künstler insbesondere auf dem Felde der
Ameisenforschung Wertvolles geleistet.

Was an allen künstlerischen Arbeiten Jacobys sofort markant ins Auge fällt, das ist das treffliche
und gediegene handwerkliche Fundament, auf dem sie sämtlich stehen. Die solide Handwerks-
gesinnung und die Liebe zum Material und seiner wesensgerechten Behandlung sind, das kann
man ohne weiteres erkennen, dem Künstler eingeboren; sie sind Erbgut vom Vater her, dem
bedeutenden Kupferstecher Louis Jacoby, der, geborener Brandenburger, in zwanzigjähriger Lehr-
tätigkeit an der Wiener Akademie sich außerordentliche Verdienste um die Wiedergewinnung der
alten kernhaften graphischen Techniken erworben hat. Von Louis Jacoby rührt der berühmte
Kupferstich nach Raffaels »Schule von Athen« her, ein Blatt, das von der Wiener Gesellschaft für
vervielfältigende Kunst zusammen mit dem Hamburger Kunstverein im Jahre 1883 herausgegeben
wurde und an dem der Künstler nicht weniger als zehn Jahre gearbeitet hat. Bei seinem Vater hat
auch Meinhard Jacoby den ersten künstlerischen Unterricht genossen und die strenge Lehre, in
die er da nach seinem Bericht genommen wurde, war ihm bei seiner vielseitigen Veranlagung

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