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gewiß von Segen und hat
ihn dazu erzogen, später
alle seine Arbeitsgebiete
mitdergleichenVertiefung
und dem gleichen Ernst zu
behandeln. Seine weitere
Schulung hat der 1873 in
Wien geborene Künstler
dann auf der Berliner Aka-
demie erhalten und von
dort führte ihn derStudien-
weg noch nach München,
in das AtelierPaul Höckers,
in dem noch die Tradition
jener delikaten Tonmalerei
lebendig war, die schon in
der vorimpressionistischen
Zeit an diesem Kunstzen-
trum gepflegt worden ist.
Auch Paris hat er besucht und dort eine Zeitlang in der vielfrequentierten Academie Julian studiert.

Wie sein übriges Schaffen, so fußt auch die graphische Produktion Meinhard Jacobys ertrag-
reich auf seiner hingebungsvollen Beziehung zu den technischen Prozessen und zu den Werk-
stoffen. Daraus lassen sich natürlich keineswegs die tieferen Qualitäten seiner Kunst erklären, denn
die kommen ja aus dem Talent und der seelisch-geistigen Veranlagung eines Künstlers, aus seiner
visionären Kraft und dem Gestaltungsvermögen, weiterhin aus der Kultur des Auges und der Sinne.
Sie sind conditio sine qua non aller künstlerischen Leistung. Daß sie bei unserem Künstler in
hohem Maße vorhanden sind, bedarf keiner Bestätigung mehr, — ein reiches Werk, fesselnd in
allen seinen Spielarten liegt vor und hat sich längst in breiten Kreisen Geltung und Teilnahme
verschafft. Seine Durchmusterung macht einerseits mit einem Künstler vertraut, der sich seine
Motive aus der Natur und den Gegebenheiten holt und sie zu Schöpfungen ummodelt, die voll
Leben und Erleben stecken, anderseits aber auch, und dies vornehmlich in seiner graphischen
Produktion, der Phantasie ihr Recht einräumt, und in wohlgeprägter und geistvoller Form Themen
romantischer, humoriger und grotesker Art behandelt. Eine Besonderheit und des Hinweises vor
allem würdig sind in seiner Griffelkunst jene Blätter, die auf kleinstem Raum eine Figurenmenge
unterbringen: Jahrmarktsszenen, Festzüge, Kinder bei Spiel und Belustigung, badende Jungens,
Teufel, Fabelwesen usw. — Arbeiten, die in ihrer Beschaffenheit in etwas an Blätter von Callot,
Chodowiecki und der Niederländer um Bosch und Brueghel gemahnen. Doch entlehnen sie nicht
überkommene Motive und Manieren, sondern sind persönlich und von Eigenart. Gerade sie auch
gewähren uns einen aufschlußreichen Einblick in des Künstlers Geist und Arbeitsverfahren. Durch-
führung und technische Behandlung sind hochinteressant, die Exaktheit der Zeichnung im kleinsten
und die beinahe mikroskopische Feinheit des Striches bekunden eine äußerst sichere und fein-
nervige Hand. Aufbau, Ökonomie der Mittel, Rhythmik der Linien und der Flächen sprechen von
delikatem schöpferischen und organisatorischen Vermögen. Die Plastik und Festigkeit der Formen
weisen auf das eingehendste Naturstudium hin. In solchen Blättern bedient sich Jacoby mit

Meinhard Jaeuby, .Die Streber». Aus dem Zyklus -Ein Zeitspiegel«. Aquatinta.

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