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Oberdeutscher Meister aus dem 2. Drittel
des 15. Jhdts.: Messe des hl. Gregor.
Kolor. Holzschnitt. München, Graph. Slg.

wird der zweite Holzschnitt, Die Messe des hl.
Gregor (Abb. 4), anzusprechen sein. Mit betend zu-
sammengelegten Händen kniet der Papst nach rechts
gewandt vor dem Altar, über dem die Halbfigur Christi
sichtbar wird. Zwei schwebende Engel halten ein Tuch
hinter dieser Erscheinung gebreitet, auf die auch der
links hinter Gregorius stehende Kardinal seine Blicke
richtet. Mit dem bemerkenswert feinlinigen Schnitt
kontrastieren verschiedene Ungeschicklichkeiten der
Zeichnung: der perspektivisch verunglückte Altartisch,
der fast groteske Kopf des Engels darüber sowie das
kindlich stilisierte Wolkenband oben links. Auch dies
Blatt hat doppelte Umrahmung; Maße 67 : 56 (innere
Einfassung 60 :49). Kolorierung in Rotlack, Blau,
Grün, Gelb und oxydiertem Gold. Am Fuß des Altars,
bei den Knien des Papstes, weist der Druck leider
eine kleine Beschädigung auf.

Das winzige Schrotblatt, St. Antonius, von
einem knienden Paare verehrt (Abb. 5),
scheint zunächst völlig mit dem bei Schreiber (Handbuch Bd. V, S. 132 Nr. 2541a) be-
schriebenen übereinzustimmen. Auch die Maße sind fast genau die dort angegebenen,
ebenso die Kolorierung in Rot, Grün und Gelb. Schreiber erwähnt ein einziges bekanntes
Exemplar in Krefelder Privatbesitz, das jedoch später aus der Versteigerung bei Boerner
(28. 4. 1939, Nr. 135 des Katalogs) in andere Hand überging. Bei exaktem Vergleich mit der
Abbildung auf Tafel I ergeben sich jedoch allerlei Abweichungen, von denen einige besonders
auffällige angeführt seien. Während bei dem Schreiber-Blatt die
Rückenlinie der Frau zur Linken mehrfach die äußere Einfassung
berührt, bleibt sie auf dem Münchener Druck deutlich von dieser
entfernt, trotzdem hier der rechte Ellbogen viel stärker vorspringt,
und es ist unter diesem sogar noch Raum für eine senkrechte Reihe
heller Schrotpunkte. Auf der Tafel bleibt die Stellung der vor der
Brust zusammengelegten Hände ziemlich unklar, wogegen die Zeich-
nung auf unserem Blatt überzeugender wirkt. Auch scheint hier der
im Rücken herabfallende Mantel klarer vom Gewand abgesetzt.
Endlich reichen die aus dem Boden emporschlagenden Flammen
nicht wie dort bis an die Knie der Frau usf. Man möchte bei solcher
Nebeneinanderstellung dem neuen Exemplar den Vorrang der ur-
sprünglichen Fassung zuerkennen, doch erscheint eine endgültige Ent-
scheidung bei unbedeutenden Arbeiten einer so primitiven Kunststufe
gewagt; überdies ist der Druck des Münchener Blättchens mangel-
haft. Vielleicht handelt es sich um zwei Varianten eines gemeinsamen
Vorbildes. Das Blättchen gehört zu einer größeren, annähernd ein
halbes Hundert umfassenden Folge, die um 1460—75 auf deutschem
niederrheinischen Gebiet entstanden sein dürfte und teilweise nach Kupferstichen kopiert
wurde. Vgl. Schreiber Bd. V, S. 2 Nr. 2174, mit weiteren Literaturhinweisen. Eine Holz-
schnittkopie des Antonius-Blattes ist abgebildet bei Haberditzl, Einblattdrucke des 15. Jhdts.
in der Kupferstichsammlung der Hofbibliothek in Wien Nr. 115, Tafel 58.

5. Deutsch-niederrheinisch.
Meister (um 1460—75): St.
Antonius, von einem knien-
den Paare verehrt. Kolor.
Schrotblatt. München,
Graph. Slg.

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