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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — N.F. 7.1942-1943

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Trost, Alois: Der Perserkönig / Eine Zeichnung von Schwind
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Trost, Alois: Nachträgliches zum "römischen Porträt-Buch Julius Schnorrs von Carolsfeld"
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https://doi.org/10.11588/diglit.6998#0077
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„Der Mensch auf dem Meere des Lebens von der Hoffnung geleitet", das 1871 im Katalog
der Wiener Schwind-Ausstellung als verkäuflich erschienen war, die längste Zeit für ver-
schollen; man mußte froh sein, die Komposition wenigstens in einer frühen Zeichnung (1830)
sich vorstellen zu können. (Abgebildet in den Mitteilungen der Gesellschaft für vervielfälti-
gende Kunst. 1911, S. 35). Da tauchte ganz unvermutet 1928 — um freilich bald wieder zu
verschwinden — das Ölbild auf; der Katalog der kleinen Ausstellung im Wiener Hagenbund
„Meisterwerke österreichischer Malerei aus dem 19. Jahrhundert" führt es als Nr. 146 an und
bietet auch eine kleine, aber ganz gute Abbildung. Auch hier begegnen wir dem Namen Goethe.
Nicht daß es eine Art künstlerischer Illustration wäre (wie „Schwager Kronos", „Der Schatz-
gräber", der „Erlkönig", alle drei um 1830), aber sicher ist Schwind angeregt von dem Gedicht
„Meine Göttin". Die „Phantasie", „das zarte Seelchen", als Psyche durch ihre Schmetterlings-
flügel kenntlich, läßt die Segel schwellen und „die edle Trösterin Hoffnung" steht beim Steuer.

ALOIS TROST / NACHTRÄGLICHES ZUM „RÖMISCHEN PORTRÄT-
BUCH JULIUS SCHNORRS VON CAROLSFELD" *)

Das früheste der neunzehn Bildnisse des sogenannten Römischen Porträtbuches Julius
Schnorrs von Garolsfeld im Besitz der Wiener Akademie der bildenden Künste ist das des
1822 jung verstorbenen Malers Johannes Scheffer von Leonhardshoff,
gezeichnet zu Wien am 4. August 1816. Es unterscheidet sich auch in der Technik von den
übrigen, indem es eine Bleistiftzeichnung ist, während alle anderen Sepiazeichnungen sind.
Bleistiftzeichnung ist auch das Blatt in den Sammlungen des regierenden Fürsten von Liechten-
stein, das wir hier abbilden dürfen (Abb. 1). Seine „Provenienz" ist die denkbar beste: es
stammt aus dem Besitz von Scheffers Freund Joh. Christoph Endris, dem treuen Bewahrer
seines Nachlasses; zuletzt war es bei Dr. Jurie von Lavandal. Sepiazeichnung aber ist das
„Männliche Bildnis" in der Berliner National-Galerie: „Kopf mit glatt gestrichenem Haar
in drei Viertel Profil nach links. Bezeichnet mit dem [frühen] Monogramm [Schnorrs] 1819"
(in Donops Katalog der Handzeichnungen der National-Galerie Nr. 68 der Blätter Schnorrs).
Auch diese Zeichnung stellt Scheffer dar. Alle drei Blätter decken sich vollkommen, Zug um
Zug, in allen Einzelheiten (nur ist — wenigstens auf der hier abgebildeten Zeichnung und
zu deren Vorteil — das Ende der Haarsträhne hinter dem Kinn weggelassen). Selbst wenn
man annehmen wollte und könnte, daß sich der Künstler bei einem Bildnis zu verschiedenen
Zeiten in der Kopfhaltung und auch sonst bis ins Kleinste so genau wiederholt hätte, so
würde diese Annahme hinfällig durch die Zeitangabe auf dem Berliner Blatte: 1819 war
Schnorr in Italien und Scheffer war es nicht, sondern in Wien oder in Kärnten. Sicherlich
hat Professor Mackowsky recht gehabt, wenn er sich 1935 brieflich dem Verfasser gegenüber
dahin äußerte, daß das Berliner Blatt gleichsam als eine spätere, für das Porträtbuch be-
stimmte „Reinschrift" der Zeichnung vom Jahre 1816 zu betrachten sei. Das Berliner Blatt
ist (nach gütiger Mitteilung Prof. Dr. O. Raves) 1882 von einem Baron Eckardstein erworben
worden; der Name dieser Familie erscheint mehrmals in Ludwig Grotes Buch „Die Brüder
Olivier und die deutsche Romantik" (Berlin o. J.; das Nachwort ist datiert 1938). Schließ-
lich sei noch erwähnt eine von Schnorrs Schwester Ottilie gezeichnete und „aus einem Schnorr-
schen Familienalbum" stammende Kopie des Bildnisses Scheffers vom Jahre 1816 (abgebildet
auf Tafel X des Kataloges der Versteigerung bei C. G. Boerner in Leipzig am 28. April 1939).

* Siehe „Die graphischen Künste", 1914, S. 79 ff.

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