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Um die gleiche Zeit (1474—77) erfahren wir von Glasmalereien für St. Leonhard und die
Liebfrauenkirche, die nach dem Entwurf von Meister Heinrich der Glasmaler Conrad Rule
(1457—77) von Friedberg 4 ausführt. Nach Rules Tode wird ein Conrad von Schotten aus
Mainz geholt (1478 - 81), der dann einen Glasofen (Muffel) in Friedberg baut. 1481 ist Conrad
nach Frankfurt übergesiedelt, hat den Rest der Scheiben hier gebrannt und die Restzahlung
von 200 Gulden empfangen; Rürger wird er am 20. Juli dieses Jahres, und zwar als „glaser".
Im März 1482 wird er probeweise als Domglaser nach Mainz berufen und bleibt auch dort.
1490 schickt der Frankfurter Glaser Hans von Boppard seinen Sohn für drei Jahre in die
Lehre zu ihm, der noch 1509 in Mainz nachweisbar ist, wo er Wappenscheiben für das Dom-
kapitel zu liefern hat. Spätestens 1516 muß er verstorben sein. Ein anderer Glasmaler ist
Martin von Speier, der für St. Bernhard tätig ist und sieben „Stücke" für die Liebfrauen-
kirche liefert5.

Es scheint also, daß für größere und bedeutendere Arbeiten man gern auswärtige Glas-
maler heranzieht, aus Mainz, dem Sitz des Erzbistums, aus Speier, das um diese Zeit eine
lebhafte Tätigkeit auch im Buchdruck entfaltet, ja aus Straßburg.

Zu 1515 begegnet dann eine Notiz, nach der „Mathes glaser gebietet Augustin glaser (ist
ein zugewanderter Mainzer) vor 4 albus vor ein schilt, den er im gebrant hat". Es handelt
sich also um einen Wappenschild in Glasmalerei. — Bei Maximilian Brotz (Protz), der 1546
als Glaser Bürger wird, handelt es sich offenbar um einen Glasmaler und Händler (f 1569).
In seinem Nachlaßinventar wird dazu gehöriges Werkzeug — der Brennofen, gebrannte
Wappenscheiben, kalt bemalte Gläser — genannt. Sein großes Lager enthält gemalte Gläser
mit Deckeln, 406 Gutteruffs (Scherztrinkgläser mit langem Hals), 500 Schwarzbechergläser,
60 Gutteruffs mit Gehäng, Hellergläser, 87 runde und viereckige gebrannte Wappenscheiben.
Lieferanten sind Heinrich Schwab und Hans Beckman in Nürnberg.

Inzwischen ist aber schon ein Auswärtiger aufgetaucht: 1556 wird der in Straßburg gebo-
rene „Glaser" Daniel Meyer in Frankfurt Bürger, von dem urkundlich ein Wappen in einem
Glasfenster für die zu Frankfurt gehörende Kirche in Niedererlenbach bezeugt ist. 1594 hören
wir, daß er in seinen Diensten einen Glasmaler (Hans Wehinger) aus Ebingen samt einem
Gesellen hat; sie sind wegen nächtlichen Unfugs eingesperrt, und er bittet um ihre Freilassung,
da er ihrer „höchstlich" bedürfe. Er muß also um diese Zeit eilige Aufträge zu erledigen gehabt
haben.

Offenbar nur flüchtig taucht in Frankfurt 1572 der Glasmaler Philipp Jacob Lassmann
(Glassmann) auf, Sohn des Malers Jakob L. und der Witwe des Malers Conrad Faber von
Kreuznach, 1554 geboren. Nach dem Tode der Frau zog der Vater in seine Heimat Würzen
zurück und von dort schickte er seinen achtzehnjährigen Sohn nach Frankfurt, dem hier
sein Geburtszeugnis ausgestellt wird.

Zeitlich würde dann hierher der Glasmaler Hans Vetter gehören, von dem weiterhin noch
die Rede sein wird.

Neben Vetter tritt dann der aus Mainz stammende Hans Peter Behem (Böhm)6, der, seit
1577 in Frankfurt sich aufhaltend, 1579 die Tochter eines Glasers heiratet und Bürger wird.
Ein Prozeß 1613/14 zeigt ihn in üblem Lichte; er hatte Aufträge auf gebrannte Glasfenster
für den Mainzer Dom angenommen, deren Risse der Mainzer Maler Hans Scholl gemacht
hatte; die Scheiben selbst hatte er heimlich von Josias Murer und Salomon Keller in Zürich

4 Ebd. 207 äff. — Die näheren Nachweisungen über Maler Heinrich und Conrad Rule, auf die hier im Text
hingewiesen wird, scheinen zu fehlen.

5 Ebd. 209 b.

8 Zülch a. a. O. S. 394.

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