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Luft erscheinender wunderbarer Vorgang, auf
den ein sitzender, nach links in die Höhe gewen-
deter Mann reagiert (Abb. 7). Beide Male hebt
er mit einer sehr charakteristischen Bewegung
einen nackten Fuß in die Höhe. Die Daniel-
Zeichnung ist, ihrem Zwecke entsprechend,
flüssiger, flüchtiger, dekorativer und nicht so
ins Einzelne gehend wie der hl. Antonius; auch
eine zeitliche Differenz macht sich wohl geltend:
der Antonius steht stärker unter der Einwir-
kung altdeutscher Vorbilder: in der knitterigen
Gewandung, in der detaillierteren Behandlung
von Haar und Bart, in der Zeichnung der
nackten Teile29. Bei dem Daniel macht sich
eine in größeren Partien zusammenfassende
Art geltend, so daß diese Zeichnung wohl in
spätere Zeit fällt als der Antonius, in der das
Altdeutsche mehr abgeblaßt, das Zeitgenössische
in den Vordergrund getreten ist, ganz abgesehen
von Verschiedenheiten, die in der Natur des
Themas liegen können; Antonius ist der alte,
abgezehrte Eremit, Daniel der noch jugendliche,
kraftvolle Große am königlichen Hofe. Doch
zeigt beispielsweise die Zeichnung des Ohres in
seiner stark in die Breite gezogenen Form Ver-
wandtschaft.

Nicht in dem v. Savignyschen Handzeich-
nungsbande befindlich, aber in ihrer Beziehung auf Frankfurt sicher ist endlich eine
Visierung, die ich in der Staatlichen Kunstbibliothek zu Berlin fand, und die dort mit
Recht als Werk Tobias Stimmers bezeichnet ist: das Oberbild zeigt einen Kampf zwischen
Fußvolk und Reitern, das Hauptbild einen Landsknecht, dem eine nackte Frauengestalt
einen Becher kredenzt. Zwischen ihnen steht das Wappen des Frankfurter Buchdruckers
und Verlegers Sigmund Feyerabend: ein schreitender Löwe mit einer rauchenden Feuer-
kugel in den Pranken. Datiert ist die Visierung 1563. (Abb. 8.) Daß Stimmer in näheren
Beziehungen zu Feyerabend gestanden hat, wissen wir; er war mehrfach als Illustrator an
dessen Bibel tätig. Angeblich hat er auch nicht wenige Fassadenmalereien an Frankfurter
Häusern ausgeführt30.

8. Tobias Stimmer: Scheibenriß mit Wappen des
Frankfurter Verlegers Sigmund Feyerabend. Berlin,
Staatl. Kunstbibliothek.

29 Der Göttinger Zeichnung Uffenbachs liegt wohl eher ein verschollenes Werk Grünewalds zugrunde.
( Weixlgärtner.)

30 Gwinner, Kunst und Künstler in Frankfurt a. M. Ebd. 1862. S. 75.

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