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9. Guido Reni, Studie nach einem niederblickenden Jüngling.
Zeichnung. Florenz, Uffizien.

Guido Reni ist als Zeichner der Tradition des 16. Jahrhunderts verbunden, der er durch
seine Herkunft angehört und mit der ihn das klare Körpergefühl und die bestimmte Formen-
gebung verbindet. Er gehört aber auch dem 17. Jahrhundert an, dessen Bedürfnissen er Rech-
nung getragen hat und dessen Stil er in seinem zeichnerischen Oeuvre mitbegründet hat.
Seinem starken Wirklichkeitsempfinden erschließen sich alle Erscheinungen des täglichen
Lebens und ordnen sich einer abgeklärten und ruhigen, an die cinquecentistische Tradition
erinnernden Liniensprache unter. Renis Einfluß läßt sich in der gesamten bolognesischen
Zeichenkunst bis gegen Ende des Jahrhunderts feststellen. Auf ihn gehen Domenichino und
Albani zurück, aber auch die späteren Zeichner wie Pier Francesco Mola und Domenico Maria
Canutti wurzeln in seiner Kunst. Guido Reni ist der letzte große Aktzeichner der italienischen
Kunst des Seicento, der den Körper im Sinne der früheren Tradition beherrscht und ihm
zu einem monumentalen Ausdruck verholfen hat. Die Zusammenstellung seines zeichnerischen
Oeuvres gehört zu den Aufgaben der Gegenwart, die nicht mehr länger aufgeschoben werden
dürfen, wenn wir in die Entwicklung der Handzeichnung in die für das Jahrhundert so ent-
scheidenden ersten Jahrzehnte einen Einblick gewinnen wollen.

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