Ueber die Psalterillustration des Mittelalters.
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garter Psalter, keine Originalschöpfung cler jungen Culturvölker nörd-
lich. der Alpen.
Aber diese Art der Psalterbilder fand weitere Pflege, zunächst
in Nordfrankreich und dann in England. Aus England stammen die
meisten der uns erhaltenen Handschriften. Von dem Utrechtpsalter
giebt es noch drei Copien in London (Brit. Mus. Harl. 603) aus dem
11. Jahrhundert, in Cambridge (Trinity College, Eadwinpsalter) aus dem
11.—12. Jahrhundert, und in Paris (Bibi. Nat. Lat. 8846) aus dem
13. Jahrhundert.
Der Londoner Psalter ist eine unmittelbare Copie des Utrecht-
psalters, wie aus einer Menge von Einzelheiten zweifellos hervorgeht,
und zwar war eine Reihe verschiedener Hände an dieser Copie thätig.
Zunächst waren es drei Zeichner, welche jeder, offenbar damit die
Arbeit schneller vollendet würde, ein Drittel des Psalters übernahmen.
Die drei verschiedenen Hände beginnen mit Psalm 1, 51 und 101. Doch
haben auch noch Andere daran gearbeitet, und besonders der letzte
der drei hat seine Aufgabe nur zum kleinen Theil durchgeführt, denn
mit Psalm 112 beginnt eine andere aber ungefähr gleichzeitige Hand,
welche den Utrechtpsalter nicht mehr als Vorlage hat, aber die Illu-
strationen in der gleichen wörtlichen Auffassung bis zum Schluss
fortsetzt. Es ist dies wichtig, weil wir daraus sehen, dass die Copie
keine rein äusserliche war, sondern man mit dem Gfehalt und der
Denkweise solcher Illustrationen vollständig vertraut war und es auch
vermochte, neue ähnliche hinzuzuerfinden.
Der Psalter in Cambridge, wohl am Anfang des 12. Jahrhunderts
in Canterbury entstanden, stimmt im Grossen und Ganzen ebenfalls
genau mit dem Utrechtpsalter, zeigt aber einzelne Abweichungen;
so ist der Text zunächst in drei Versionen geschrieben statt der einen
gallicanischen des Utrechtpsalters, ferner ist das Bild des ersten
Psalmes beträchtlich verändert, die Figuren der ersten Bilder tragen
zum Theil Schriftbänder für die Anbringung der betreffenden Verse
und auch sonst bieten einzelne Zeichungen kleine Abweichungen.
Auf den Londoner Psalter kann diese Copie nicht zurückgehen, da
sie bis zum Schluss die Compositionen des Utrechtpsalters bringt, wäh-
rend diese in dem Londoner Exemplar nur bis Psalm 112 reichen.
Dieselben Abweichungen wie das Manuscript in Cambridge zeigt
auch das in Paris, wohl aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts, das
nämliche von der Composition des Utrechtpsalters abweichende erste
Bild, den Text in drei Versionen, die Schriftbänder und auch andere
Uebereinstimmungen wie zum Beispiel im dritten Psalm. Dort fügen
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garter Psalter, keine Originalschöpfung cler jungen Culturvölker nörd-
lich. der Alpen.
Aber diese Art der Psalterbilder fand weitere Pflege, zunächst
in Nordfrankreich und dann in England. Aus England stammen die
meisten der uns erhaltenen Handschriften. Von dem Utrechtpsalter
giebt es noch drei Copien in London (Brit. Mus. Harl. 603) aus dem
11. Jahrhundert, in Cambridge (Trinity College, Eadwinpsalter) aus dem
11.—12. Jahrhundert, und in Paris (Bibi. Nat. Lat. 8846) aus dem
13. Jahrhundert.
Der Londoner Psalter ist eine unmittelbare Copie des Utrecht-
psalters, wie aus einer Menge von Einzelheiten zweifellos hervorgeht,
und zwar war eine Reihe verschiedener Hände an dieser Copie thätig.
Zunächst waren es drei Zeichner, welche jeder, offenbar damit die
Arbeit schneller vollendet würde, ein Drittel des Psalters übernahmen.
Die drei verschiedenen Hände beginnen mit Psalm 1, 51 und 101. Doch
haben auch noch Andere daran gearbeitet, und besonders der letzte
der drei hat seine Aufgabe nur zum kleinen Theil durchgeführt, denn
mit Psalm 112 beginnt eine andere aber ungefähr gleichzeitige Hand,
welche den Utrechtpsalter nicht mehr als Vorlage hat, aber die Illu-
strationen in der gleichen wörtlichen Auffassung bis zum Schluss
fortsetzt. Es ist dies wichtig, weil wir daraus sehen, dass die Copie
keine rein äusserliche war, sondern man mit dem Gfehalt und der
Denkweise solcher Illustrationen vollständig vertraut war und es auch
vermochte, neue ähnliche hinzuzuerfinden.
Der Psalter in Cambridge, wohl am Anfang des 12. Jahrhunderts
in Canterbury entstanden, stimmt im Grossen und Ganzen ebenfalls
genau mit dem Utrechtpsalter, zeigt aber einzelne Abweichungen;
so ist der Text zunächst in drei Versionen geschrieben statt der einen
gallicanischen des Utrechtpsalters, ferner ist das Bild des ersten
Psalmes beträchtlich verändert, die Figuren der ersten Bilder tragen
zum Theil Schriftbänder für die Anbringung der betreffenden Verse
und auch sonst bieten einzelne Zeichungen kleine Abweichungen.
Auf den Londoner Psalter kann diese Copie nicht zurückgehen, da
sie bis zum Schluss die Compositionen des Utrechtpsalters bringt, wäh-
rend diese in dem Londoner Exemplar nur bis Psalm 112 reichen.
Dieselben Abweichungen wie das Manuscript in Cambridge zeigt
auch das in Paris, wohl aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts, das
nämliche von der Composition des Utrechtpsalters abweichende erste
Bild, den Text in drei Versionen, die Schriftbänder und auch andere
Uebereinstimmungen wie zum Beispiel im dritten Psalm. Dort fügen