Ueber die Psalterillustration dos Mittelalters.
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Heilige, für deren Auswahl die Patrone des Ordens oder der Gregend
maassgebend waren1).
Aber auch das französische Schema fand Eingang im Norden
Europas und in Deut/chland, doch bekam es einen starken Beisatz
aus dem historischen Element, welches hier herrschte. So treten in
Psalm 26 „dominus illuminatio mea“ Scenen ein wie die Bekehrung
Saul’s (Karlsruhe, Grosshzgl. Bibi. Pm. 73) oder Christus, der den
Blinden heilt (Karlsruhe, Grosshzgl. Bibi. Lichtenthal 25), in Ps. 52
„dixit insipiens: non est Deus“ Christus und der Versucher, (Venedig,
Marciana Lat. I) in Ps. 68 fast immer Jonas, der vom Walfisch
verschlungen wird. In den nichtfranzösischen Psalterien mussten
aber auch Ps. 51 und 101 dazu passend illustriert werden, und so
zeigt Ps. 51 „Quid gloriaris in malitia qui potens es in iniquitate“:
David, der .mit dem Teufel oder mit einem Krieger, dem Vertreter
der Macht des Bösen, spricht (London, Brit. Mus. Egerton 2652. —-
München, Staatsbibi. Cod. lat. 3900 etc.), oder den Sündenfall mit
der Schlange (Karlsruhe, Grosshzgl. Bibi. Lichtenthal 25) oder David,
Goliath tödtend (Brüssel Cod. 14682) oder die sehr beliebte Dar-
stellung des heiligen Michael als Drachentödter (Karlsruhe, Grosshzgl.
Bibi. Pm. 11a), während Psalm 101 „Domine exaudi orationem
meam“ oft David zeigt, der vor Gott im Gebet kniet, oft aber auch
eine passende Stelle bietet, um den Stifter der Handschrift anzu-
bringen, wie er zu Christus oder seinem Schutzheiligen um Erhörung
fleht. (Venedig, Marciana Lat. I. — Karlsruhe, Grosshzgl. Bibi.
Pm. 73 und 11a.)
Erwähnenswerth ist ein Würzburger Psalter (München, Staats-
bibi. Cod. lat. 3900) aus dem 13. Jahrhundert, welcher vor jedem
der 10 Theile ein Bild und eine figürliche Initiale besitzt; das Bild
stellt nach deutschem Gebrauch die Scene aus einer Bilderfolge dar,
die sich durch den Psalter hinzieht, und zwar in diesem Falle von
der Kreuzigung Christi bis zum jüngsten Gericht, die Initiale da- )
gegen giebt das Bild des französischen Schemas wieder.
Wir haben es versucht, einige Gruppen abendländischer Psal-
terien etwas schärfer zu sondern, die Grenzen jedoch verwischen
sich. Wenn man bedenkt, wie in den Klöstern des Mittelalters
Handschriften entstanden, ist dies nicht zu verwundern. Oft nahm
man Vorbilder verschiedener Art und entlehnte ihnen gemeinsam die
*) Dresden, Ms. Dresd. A 165 und A 313; München, Staatsbibi. Cod. lat.
15909 etc.
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Heilige, für deren Auswahl die Patrone des Ordens oder der Gregend
maassgebend waren1).
Aber auch das französische Schema fand Eingang im Norden
Europas und in Deut/chland, doch bekam es einen starken Beisatz
aus dem historischen Element, welches hier herrschte. So treten in
Psalm 26 „dominus illuminatio mea“ Scenen ein wie die Bekehrung
Saul’s (Karlsruhe, Grosshzgl. Bibi. Pm. 73) oder Christus, der den
Blinden heilt (Karlsruhe, Grosshzgl. Bibi. Lichtenthal 25), in Ps. 52
„dixit insipiens: non est Deus“ Christus und der Versucher, (Venedig,
Marciana Lat. I) in Ps. 68 fast immer Jonas, der vom Walfisch
verschlungen wird. In den nichtfranzösischen Psalterien mussten
aber auch Ps. 51 und 101 dazu passend illustriert werden, und so
zeigt Ps. 51 „Quid gloriaris in malitia qui potens es in iniquitate“:
David, der .mit dem Teufel oder mit einem Krieger, dem Vertreter
der Macht des Bösen, spricht (London, Brit. Mus. Egerton 2652. —-
München, Staatsbibi. Cod. lat. 3900 etc.), oder den Sündenfall mit
der Schlange (Karlsruhe, Grosshzgl. Bibi. Lichtenthal 25) oder David,
Goliath tödtend (Brüssel Cod. 14682) oder die sehr beliebte Dar-
stellung des heiligen Michael als Drachentödter (Karlsruhe, Grosshzgl.
Bibi. Pm. 11a), während Psalm 101 „Domine exaudi orationem
meam“ oft David zeigt, der vor Gott im Gebet kniet, oft aber auch
eine passende Stelle bietet, um den Stifter der Handschrift anzu-
bringen, wie er zu Christus oder seinem Schutzheiligen um Erhörung
fleht. (Venedig, Marciana Lat. I. — Karlsruhe, Grosshzgl. Bibi.
Pm. 73 und 11a.)
Erwähnenswerth ist ein Würzburger Psalter (München, Staats-
bibi. Cod. lat. 3900) aus dem 13. Jahrhundert, welcher vor jedem
der 10 Theile ein Bild und eine figürliche Initiale besitzt; das Bild
stellt nach deutschem Gebrauch die Scene aus einer Bilderfolge dar,
die sich durch den Psalter hinzieht, und zwar in diesem Falle von
der Kreuzigung Christi bis zum jüngsten Gericht, die Initiale da- )
gegen giebt das Bild des französischen Schemas wieder.
Wir haben es versucht, einige Gruppen abendländischer Psal-
terien etwas schärfer zu sondern, die Grenzen jedoch verwischen
sich. Wenn man bedenkt, wie in den Klöstern des Mittelalters
Handschriften entstanden, ist dies nicht zu verwundern. Oft nahm
man Vorbilder verschiedener Art und entlehnte ihnen gemeinsam die
*) Dresden, Ms. Dresd. A 165 und A 313; München, Staatsbibi. Cod. lat.
15909 etc.