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Goldschmidt, Adolph; Weitzmann, Kurt; Goldschmidt, Adolph [Editor]; Weitzmann, Kurt [Editor]
Die byzantinischen Elfenbeinskulpturen des X. - XIII. Jahrhunderts (Band 1): Kästen — Berlin: Bruno Cassirer, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.53146#0032
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GOLDSCHMIDT


standen, der Josua bekommt einen Schuppenpanzer usf. Die
Ausführung im einzelnen ist eine sehr sorgfältige.
Literatur: Maskell: Ivories 1872, Nr. 265. 67. S. 106. Westwood, Fictile
Ivories 1876, Nr. 161, S. 71. Schneider, Serta Harteliana 1896, Nr. 16, S. 284.
Graeven in Preuß. Jahrb. Bd. XVIII, 1897, S. 4 ff-, Abb. S. 7, im Österr. Jahrb.
Bd. XXI, 1900, S. 97, Fig. 7, im Bonner Jahrb. Heft 108—109, 1902, S. 260.
Schlumberger, L’epopeebyz. ä la fin du Xe siede, 1906, S. 749- Dalton, Byzan-
tine Art and Archaeology 1911, S. 228, Fig. 136. Volbach, Elfenbeinarbeiten
der Spätantike und des fr. Mittelalters, 1 9 1 6, S. 70, Nr. 85. Longhurst,Catalogue
of Carvings in Ivory, 1927, S. 89, pl. XVI.

5. PLATTE. TAFEL I
Einkleidung des Aaron durch Moses.
X. .1 a h r h u n d e r t.
Bologna, Museo Civico (Palagi Nr. 107).

Abb. 5. Aus dem Vatikanischen Josuarotulus, cod. grec. 431. Der König von Ai vor Josua geführt und gehängt.

der auf einem gepolsterten Throne sitzt, die Gesandten der
Gabaoniter (Josua IX, Vers 6), in der rechten sitzt er frontal
auf einem Thronsessel, ebenfalls von Kriegern umgeben, um ein
zweites Mal die Gesandten der Gabaoniter zu empfangen. Beide
Szenen nach dem Josuarotulus kopiert, lassen sich durch ihn er-
gänzen (II Rotulo, Taf. XI und XII) (Abb. 6): Auf der linken fehlt
ein dritter Krieger des Gefolges, auf der rechten die Gesandten der
Gabaoniter, die kniend Josua um Hilfe gegen die Amoriter-Könige
bitten (Josua X, Vers 6). Die jetzt an den Ecken befindlichen Platten-
stücke entstammen anderen Szenen: auf dem rechten ist ein Teil
der Szene dargestellt, in der zwei Krieger im Eilschritt herbeieilen
und ihre Hände im Redegestus dem Josua entgegenstrecken, um
ihm die Kunde zu bringen von dem Sieg über die Amoriter-Könige
(Josua X, Vers 16) (11 Rotulo, Taf. XIII). Der Krieger des linken
Stückes läßt sich mit keiner bestimmten Szene in Verbindung

Höhe 9,5 cm, Breite i4,5cm. Die Platte scheint oben und unten leicht be-
schnitten. Auf dem Rande mehrere Löcher für Stifte zur Befestigung auf einem
Holzkern. Der Erhaltungszustand ist gut bis auf einen Sprung, der über die
rechten Figuren in Brusthöhe hinläuft. Aus der Sammlung des Malers Palagi.
Dargestellt ist die Einkleidung Aarons und seiner Söhne (2. Mos.
XXVIII, Vers 4). Moses, jugendlich bartlos und barfüßig, legt einem
der Söhne Aarons das Priestergewand um. Links steht Aaron, der
bereits mit dem Priestermantel bekleidet ist, während von rechts
seine übrigen Söhne herannahen, um ebenfalls die Priesterweihe
zu empfangen. Moses und Aaron haben plastisch ausgeführte Niin-
ben, bei den anderen sind sie punktiert. Auf dem Grunde eine
sauber geschriebene Inschrift: MOCHC 6NAVQN AAPQN Kfaf) TOVC
VIOVC M(tov) TOVTAC CTOAAC TIC ICPQCVNHC.
Die Inschrift gibt zwei zwölfsilbige Verse, wie sie als Beischriften
in Oktateuchen üblich sind. Eine Oktateuch-Vorlage hat sich bis
jetzt nicht nachweisen lassen, doch weist die in der rechten Ecke
sich staffelnde Figurengruppe deutlich auf einen Zusammenhang mit


Abb. 6. Aus dem Vatikanischen Josuarotulus, cod. grec. 431. Josua empfängt die Gesandten der Gabaoniter.

bringen, da er in dem nur unvollständig erhaltenen Rotulus nicht
vorkommt. In dem vollständigen Vatikanischen Oktateuch cod.
grec. 746 hingegen findet sich ein ganz ähnlicher auf fol. 458v in
der Einnahme der Stadt Kirjath-Sepher (II Rotulo, Taf. G, 5), doch
ist ein solcher Kriegertyp zu allgemein, als daß er notwendig gerade
aus dieser Szene stammen müßte.
Der Schnitzer hat die einzelnen Typen wörtlich dem Vatikanischen
Rotulus entlehnt, doch hat er seinem Vorbilde selbständiger gegen-
übergestanden als der Schnitzer der Platten Nr. 1—3, da er mit
Verständnis die in der Handschrift geballt dargestellten Figuren-
gruppen auf wenige Vordergrundsfiguren reduziert und so eine ein-
heitliche Reliefebene schafft. Die lebendige Bewegung der Figuren
ist gut verstanden. In Einzelheiten löst er sich von seiner Miniatur-
vorlage: die Panzerriemen der Krieger werden als Stoffbänder ver-

einer Miniatur, während die Hauptfiguren in eine klare
Reliefebene gebracht sind. Die Figuren schließen sich im
Kopf typ und den nur wenig unter dem Gewände hervor-
sehenden kleinen Füßen mit zarten Knöcheln eng an die
der vorhergehenden Platte Nr. 4 an. Die größere Steif-
heit und GnbeweglichkeitistaufdenhieratischenStildes
zugrundeliegendenMiniaturvorbildeszurückzuführen.
Literatur: Westwood, FictileIvories 1876, S. 363, Nr. 6. G. Stuhl-
fauth, Die altchristliche Elfenbeinplastik 1896, S. 186, Taf. IV, 3,
H. Graeven in den Gotting. Gelehrten Anzeigen 1897, S. 51, im
Österr. Jahrb. Bd. XX, 1899, S. 12, Anm. 4, Elfenbeinwerke aus
Sammlungen in Italien, 1900, Nr. 2. P. Ducati, Avori del Museo
Civico di Bologna im Bolletino d’Arte 1928, S. 4p5.
6 a—d. KASTEN MIT PYRAMIDENSTUMPF-
DECKEL. TAFEL II, III
J o s e p h s s z en e und K r i e g e r f i g u r e n.
X. Jahrhundert.
La Gava, Badia della S. Trinitä.
Höhe 16 cm, Länge 24 cm, Breite 16 cm. Der Kasten zeigt sehr er-
hebliche Beschädigungen. Auf der Vorderseite fehlt jeglicher Elfen-
beinbelag und aufden übrigenSeiten nehmen diePlatten und Orna-
mentstreifen vielfach nicht mehr die alte Stelle ein: auf jeder Kurzseite befindet
sich ein Streifen, der durch größere Rosettenform auffällt und durch Medaillon-
köpfe, die für eine wagerechte Anbringung berechnet sind. Diese Streifen saßen
ursprünglich auf dem unteren Deckelrand der leeren Vorderseite. Auch die figür-
lichen Platten der Kurzseiten sitzen nicht an der ursprünglichen Stelle, da die Füll-
stäbe bzw. deren Einlassungsspuren fehlen, die sonst die Platten zu umgeben pflegen.
Die Rückseite zeigt auf dem Rosettenstreifen zwischen den figürlichen Platten und
dem des unteren Deckelrandes Beschädigungsspuren, die auf metallene Scharnier-
bänder deuten. Von den erhaltenen Platten ist oben auf der rechten Deckelplatte (a)
ein Stück abgebrochen und andere weisen geringe Sprungbildungen auf. Am oberen
Rande der Deckelschrägen lief ein durchbrochen gearbeiteter Rundstab, der bis auf
ein kleines Stück über der linken Deckelplatte ganz zerstört ist.
Die linke Platte des Deckels (a) stellt die Begegnung von Jakob und
Joseph dar (Genesis XLVI, Vers 29). Jener durch den Bart als Jakob
gekennzeichnet ist von links herangeschritten und umarmt den
 
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