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Goldschmidt, Adolph; Weitzmann, Kurt; Goldschmidt, Adolph [Hrsg.]; Weitzmann, Kurt [Hrsg.]
Die byzantinischen Elfenbeinskulpturen des X. - XIII. Jahrhunderts (Band 1): Kästen — Berlin: Bruno Cassirer, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.53146#0065
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BYZANTINISCHE ELFENBEINSKULPTUREN

lOOa-e. KASTEN. TAFEL LX
Deesis und zwölf Apostel.
XL —XII. Jahrhundert. >g
New York, Metropolitan Museum, .!/• •

TW Kasten besteht aus massiven,
Höhe 6,5 cm, Länge 18,5 cm, Breite 9,9 cm. Lphen sind in die Kurzseiten
als Kastenwände dienenden Elfenbeinplatten. ie jaiig ün„]jche zu sein, da es
(d und e) verfalzt. Das Schloß scheint nicht 111c 11 ' Loch auf dem vor-
in grober Weise zwei Apostelfiguren übeisc nei e vorher ein Schloßhaken
deren Rande des Deckels (b) daran 1 hin weist, a sc ’ Inneren ist der Kasten
für ein anderes Schloß an dieser Stelle gesessei < • jiei]ifen Kreuzes. Der
mit lila Samt gefüttert und enthält eine Emai ie 'M'11 Grunde noch blaue
Deckel zeigt Abreibungen. An einigen Stellen sind a T y.43—54, im
nnd rote Farbspuren erhalten. Seit Innozenz ' Sammlung von Oppen-
Besitz der Familie Fiescbi. Sammlung Heckschei,
heim, Köln. Sammlung 1’. Morgan, NewVoi

Von den fünf Medaillons des Deckels zeigt das mittlere einen thro-
nenden Christus, die oberen seitlichen — io Halb igur • o lann "
den Täufer und Maria, mit Christus eine Deesisgruppe bilc em ,
die unteren zwei Erzengel. Die Seiten zeigen - ebenfalls in Halb-
figur — die zwölf Apostel, je zwei einander zogt L» nt' ‘ 11
durch Inschriften bezeichnet, und zwar befinden sich auf der Vor-
derseite (b): ® |ÄV| AOC, ® iqTPOC, ® 1AKQBOC, ® ANAPGAC, au
der rechten Kurzseite (d): ® OIAHTTO/, ® OQMAC auf der•Rück-
seite (c): ® |Q 0 öeOAOrO/, ® MAPKOC, ® AOVKAC, ® MATOGOC, um
auf der linken Kurzseite (e): ® BAP^OAOMGOC, ® CIMON. V 011 den
Aposteln ist außer Paulus und Petrus, von denen der eine durc 1
die kahle Stirn, der andere durch Lockenhaar chara teiisiert < ,
nur noch Andreas durch ein Attribut, das Stabkreuz, gekennzeich-
net. Die anderen halten teils Bücher, teils Rollen in den Händen
°ie Büsten sind gerahmt in Medaillons, die aus zwei sich durch-
kreuzenden Wellenbändern bestehen, ein Rahmensystem wie es
sich ähnlich auf den späten profanen Rosetten kästen findet(vg .
Nr- 45). Der Deckelfries wird auf drei Seiten von dem gleichen
doppelten Wellenband umgeben, das in seinen Medaillons a -
blüten verschiedener Form enthält, wie sie schon von anderen >y-
Zantinischen Kästen her bekannt sind (vgl. Nr. 21a). Die v “ 1 te ■
des Deckels zeigt eine einfache Wellenranke mit 1 <ant ms > attei n.
Die Medaillonzwickel zeigen gleichfalls Akanthusblatt wer v mit
typischen Randzackung und den Einteilungen an den Enden.
Stilistisch weist der Kasten, obschon er keine Rosettenornamenti
besitzt, engste Beziehungen zu den späten profanen Kasten au.
A«f schmächtigem Körper sitzen dieselben unverhaltmsma ig
o'oßen Köpfe mit gespannten, fast grotesk wiikernen ><si<
zügen. Die Gewänder zeigen dieselben von Randlinien begleiteten
tiefen Falten (vgl. Nr. Ä7). An dem Kasten haben zwei Schmlzer-
bände gearbeitet : von der besseren sind die beiden Langseiten ( >
«ud c) und die linke Kurzseite (e), von der geringeren der Deckel
(a) und die zweite Kurzseite (d). Die Gewandbehandlung ist bei
der letzteren unruhiger und manierierter, um ( ie öp
Weniger präzis gearbeitet.

• Rn8 S. 36, Nr. 194- Katalog der
Literatur: Auktionskatalog Christic, 4• N tepliani: Der älteste '
Düsseldorfer Ausstellung 1902, Nr. '2’ Q penheim, 1904,^.28, a -
1902, Fig. 411-413. CatalogueCollection A

das ®, der Name selbst nicht ausgeführt. Der andere, bezeichnet
@ |Q 0 XPVCOCTOMOC in Bischofstracht mit Pallium und einem
Buch in der Linken hält die Rechte segnend erhoben. Die Platte
hat stilistisch große Ähnlichkeit mit zwei Heiligenfiguren, die ehe-
mals auf einem Rosettenkasten saßen und jetzt mit einigen Roset-
tenstreifen auf zwei Buchdeckeln eingelassen sind (Goldschmidt,
Bd. IV, Nr. 128). In Einzelheiten der Kopfbildung und dem groß-
zügigen Faltenschnitt des Gewandes vergleiche den Chrysostomos
mit dem Theodor (a. a. O. Nr. 128 a). Mit dem Georg (a. a. O.
Nr. 128 b) hat der unbezeichnete Heilige das unverständliche Hoch-
heben der unter dem Mantel verborgenen Linken gemeinsam. Der
Duktus der Schriftzeichen ist nicht der üblich byzantinische, vor
allem ist das „A“ im „0“ ungewöhnlich. Wahrscheinlich handelt
es sich, wie bei den anderen zitierten Stücken um eine italienische
Nachahmung (vgl. Goldschmidt a.a.O.).
102. PLATTE EINES KASTENS. TAFEL LIX
Heiliger in Halbfigur.
IX. Jahrhundert. (?)
Paris, Demotte.
Die Platte ist ringsherum stark beschädigt, vorwiegend an den Stellen der zahl-
reichen Bohrlöcher. Die Oberfläche ist sehr abgegriffen.
Die Platte stellt den Evangelisten Johannes in Halbfigur dar, nach
rechts geneigt, bez. ® IQ 0 -&€0/(2oyo?). In den beruhigten, aber
doch straffen Gesichtszügen mit den klar und weit geöffneten
Augen zeigt sich eine Verwandtschaft mit den Köpfen der Heiligen
des ins IX. Jahrhundert datierten cod. Paris, grec. 510 (vgl. Omont,
Taf. 25 Kopf des Gregor von Nyses).
103. PLATTE EINES KASTENS. TAFEL LIX
Heiliger in Halbfigur.
Ende X. bis Anfang XI. ,1 ahrhundert.
Ehemals Rom, Sammlung Stroganoff.
Höhe 6,5 cm, Breite 4,5 cm. Auf den Rändern Bohrlöcher.
Der Heilige, der in beiden Händen ein Ruch hält und nicht näher
bezeichnet ist, zeigt alle Stilmerkmale der älteren Adam-und-Eva-
G nippe.
i o4- PLATTE EINES K ASTENS. TAFEL LIX
Heiliger in Halbfigur.
X. bis XI. J a h r h u n d e r t.
Berlin, Kaiser Friedrich Museum (luv. 8827).
Höhe 5,6 cm, Breite 4 cm. Rechte Seite abgebrochen. Der obere und linke Rand
an der Oberfläche beschädigt. Obwohl keine Bohrlöcher vorhanden sind, ent-
spricht die Platte in der Größe doch ganz den Kastenplatten. Erworben 1902.
Johannes der Täufer in ein Fell gekleidet, hält die Rechte segnend
erhoben. Im Hintergründe ein Gebäude mit Fenstern .(?).
Literatur: Volbach, Elfenbeinbildwerke des Kaiser Friedrich Museum 192.3,
S. 7, Nr. 3327.

10 i. PLATTE EINES KASTENS. LAI
Zwei Heilige in Halbfigur.
i. Hälfte XI. Jahrhundert. Italien ®.
Baltimore, Sammlung Walter s ( G
tv 1 iPa Grundes Löcher zur Befestigung
Höhe 8 cm, Breite 16,5 cm. In den Ecken er durch die ganze
auf einen Holzkern. Unterhalb der Brusthöhe au 1 andere Stellen des
Platte. Aus dem oberen Rande ist ein Stück herausgebroc
Randes sind beschädigt. . Der
Zwei Halbfitiuren von Heiligen, beide -h >
vordere, bo.äo», n>h einen Tnbhon-g dein Man-
’fie geöffnete rechte Hand aus und ia Neben dem Kopf
tel erhoben, al» ob »ie ein Buch hallen wölbe. Sebe

105. PLATTE EINES KASTENS. TAFEL LIX
Maria in Halbfigur.
XII. Jahrhundert oder später.
Paris, Louvre.
Höhe 8,5 cm, Breite 5,7 cm. Linke obere Ecke abgebrochen. Löcher mit teilweise
alten Stiften. Geschenk von Ms. Barori.
Halbfigur einer Madonna in Deesis-Stellung mit griechischer In-
schrift MP -GV. Die Arbeit ist äußerst roh und zeigt eine unbyzanti-
nische Formengebung. Wo diese grobe Nachahmung entstanden
ist, ist ungewiß.
Literatur: Molinier in der Gazette des beaux Arts 1898, II. S. 482, Abb. S. 485.
 
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