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Venetam restituit in pristinam dignitatem), die anerkennende Cha-
rakteristik verband »der bedächtigste Feldherr seiner Zeit« (dux
aetatis suae cautissimus) ?
Dies in elegantem Prosalatein abgefaßte Epigraph Barbaros,
das den Schüler Vittorinos da Feltre und Guarinos von Verona
erkennen läßt, hätte kunstgeschichtliche Bedeutung erlangen können,
wäre es nicht Jahrhunderte lang in einem Manuskript der Bibliothek
der kleinen Stadt S. Daniello in Friaul begraben gewesen. Denn seine
Schlußworte stellen in klarer Weise fest, daß die Stifter des Paduaner
Reiterdenkmals der Schwager und der Sohn Gattamelatas gewesen
sind, und sprechen mit keinem Wort davon, daß der Staat oder der
Senat Venedigs irgendwie an dieser Ehrung Gattamelatas beteiligt
gewesen seien. Wie konnte die geschichtliche und kunstgeschichtliche
Legende, daß die Meisterschöpfung des großen Florentiners auf die
Anregung des venezianischen Senats zurückgehe und der Dankbarkeit
des Staates gegen den verdienten Führer Ausdruck verliehen habe,
entstehen und sich durch die Jahrhunderte erhalten?
Vielleicht spielt auch hier die Epigraphik eine Rolle. Die eben
genannten Erben Gattamelatas hatten sich, um eine Grabschrift für
das Denkmal des Vaters in der Familienkapelle im Santo in Padua
zu erhalten, an den Neapolitaner Dichter Porcellio gewendet, gleich
Pontano einer jener Kriegsbarden, die mit den Kondottieren umher-
zogen, ihre Gastfreundschaft im Lager, in den Winterquartieren und
an den Höfen genossen und dann pflichtschuldigst ihre Taten feierten
und mit denen der Griechen und Römer verglichen; Porcellio hat
das besonders mit Piccinino in seinen Kommentarien getan. Seinem
Epigraph wurde wirklich die Ehre zuteil, unter der Grabfigur Gatta-
melatas eingemeißelt zu werden, und hier finden wir zum erstenmal
einen Hinweis auf den Senat und eine kurze Fassung der Entstehungs-
geschichte des Reiterdenkmals, die zum mindesten mißverständlich
genannt werden kann.
. . . Imperio Venetum sceptra superba tuli
Munere me digno et statua decoravit equestri
Ordo senatorum nostraqu. pura fides.
Dieser Möglichkeit eines Mißverständnisses scheinen spätere
Schriftsteller zum Opfer gefallen zu sein, und von Venedig aus ist,
Venetam restituit in pristinam dignitatem), die anerkennende Cha-
rakteristik verband »der bedächtigste Feldherr seiner Zeit« (dux
aetatis suae cautissimus) ?
Dies in elegantem Prosalatein abgefaßte Epigraph Barbaros,
das den Schüler Vittorinos da Feltre und Guarinos von Verona
erkennen läßt, hätte kunstgeschichtliche Bedeutung erlangen können,
wäre es nicht Jahrhunderte lang in einem Manuskript der Bibliothek
der kleinen Stadt S. Daniello in Friaul begraben gewesen. Denn seine
Schlußworte stellen in klarer Weise fest, daß die Stifter des Paduaner
Reiterdenkmals der Schwager und der Sohn Gattamelatas gewesen
sind, und sprechen mit keinem Wort davon, daß der Staat oder der
Senat Venedigs irgendwie an dieser Ehrung Gattamelatas beteiligt
gewesen seien. Wie konnte die geschichtliche und kunstgeschichtliche
Legende, daß die Meisterschöpfung des großen Florentiners auf die
Anregung des venezianischen Senats zurückgehe und der Dankbarkeit
des Staates gegen den verdienten Führer Ausdruck verliehen habe,
entstehen und sich durch die Jahrhunderte erhalten?
Vielleicht spielt auch hier die Epigraphik eine Rolle. Die eben
genannten Erben Gattamelatas hatten sich, um eine Grabschrift für
das Denkmal des Vaters in der Familienkapelle im Santo in Padua
zu erhalten, an den Neapolitaner Dichter Porcellio gewendet, gleich
Pontano einer jener Kriegsbarden, die mit den Kondottieren umher-
zogen, ihre Gastfreundschaft im Lager, in den Winterquartieren und
an den Höfen genossen und dann pflichtschuldigst ihre Taten feierten
und mit denen der Griechen und Römer verglichen; Porcellio hat
das besonders mit Piccinino in seinen Kommentarien getan. Seinem
Epigraph wurde wirklich die Ehre zuteil, unter der Grabfigur Gatta-
melatas eingemeißelt zu werden, und hier finden wir zum erstenmal
einen Hinweis auf den Senat und eine kurze Fassung der Entstehungs-
geschichte des Reiterdenkmals, die zum mindesten mißverständlich
genannt werden kann.
. . . Imperio Venetum sceptra superba tuli
Munere me digno et statua decoravit equestri
Ordo senatorum nostraqu. pura fides.
Dieser Möglichkeit eines Mißverständnisses scheinen spätere
Schriftsteller zum Opfer gefallen zu sein, und von Venedig aus ist,