27
soweit sich übersehen läßt, nichts geschehen, um der Entstellung
der Tatsachen entgegenzutreten. So setzte Paolo Giovio in seiner
Porträtgalerie in Como unter das Bildnis Gattamelatas, auf das
zurückzukommen sein wird, die in bezug auf einen Anteil des Senats
an der Ehrung Gattamelatas ebenfalls unklare Inschrift:
Figlio di un fornajo, discepolo di Braccio
Capitan generale dei Veneti
Nelle utile dimore accortissimo
La cui morte onord il Senato
E piii il pennel del Mantegna,
Coloritore del pianto e della
Consternazione del popolo*).
In seine Lebensbeschreibungen berühmter Kriegsmänner aber
nahm er den nicht mißverständlichen falschen Satz auf, der von einem
Staatsbeschluß und staatlicher Ausführung des Denkmals spricht:
»Veneti cum decreto publico propter egregiam fidem cum summa
virtute conjunctam aenea equestri statua honestandum censuerunt
curaruntque faciendam ingenio praestatissimi ejus aetatis statuarii,
cui Donatello Fiorentino nomen fuit.« Und von Giovio an findet
man nun überall die Auffassung vertreten, daß das erste monumentale
Reiterdenkmal der Renaissance auf Bestellung und Kosten der
Republik Venedig entstanden sei, so bei Vasari, dessen Anlehnung
an Giovio nicht wundernehmen kann, so bei Francesco Sansovino,
der als Venezianer verpflichtet gewesen wäre, sich genauer zu unter-
richten, bei Romanin, Cicogna und anderen.
Diese Auffassung kommt auch in einer interessanten poetischen
Satire »Urbis Romae ad Venetias Epistolion“ zum Ausdruck. Ihr
Verfasser erkennt bereitwillig die Größe Venedigs an, die selbst
dem Vergleich mit der Roms standhalte, wirft dann aber der
stolzen Republik höhnisch vor, daß sie die schimpfliche Flucht ihres
Gattamelata — gemeint ist der berühmte Rückzug über die Sarca —
*) »Sohn eines Bäckers, Schüler Braccios, Generalkapitän der Venezianer, Meister
im Abwarten und Erfassen des richtigen Augenblicks.« (Der Satz fügt dem militärischen
Charakterbild Gattamelatas etwas von einem Fabius Cunctator bei, s. auch S. 23,
d. Verf.) »Seinen Tod ehrte der Senat und mehr noch der Pinsel Mantegnas, der
die Trauer und Bestürzung des Volkes schilderte.«
soweit sich übersehen läßt, nichts geschehen, um der Entstellung
der Tatsachen entgegenzutreten. So setzte Paolo Giovio in seiner
Porträtgalerie in Como unter das Bildnis Gattamelatas, auf das
zurückzukommen sein wird, die in bezug auf einen Anteil des Senats
an der Ehrung Gattamelatas ebenfalls unklare Inschrift:
Figlio di un fornajo, discepolo di Braccio
Capitan generale dei Veneti
Nelle utile dimore accortissimo
La cui morte onord il Senato
E piii il pennel del Mantegna,
Coloritore del pianto e della
Consternazione del popolo*).
In seine Lebensbeschreibungen berühmter Kriegsmänner aber
nahm er den nicht mißverständlichen falschen Satz auf, der von einem
Staatsbeschluß und staatlicher Ausführung des Denkmals spricht:
»Veneti cum decreto publico propter egregiam fidem cum summa
virtute conjunctam aenea equestri statua honestandum censuerunt
curaruntque faciendam ingenio praestatissimi ejus aetatis statuarii,
cui Donatello Fiorentino nomen fuit.« Und von Giovio an findet
man nun überall die Auffassung vertreten, daß das erste monumentale
Reiterdenkmal der Renaissance auf Bestellung und Kosten der
Republik Venedig entstanden sei, so bei Vasari, dessen Anlehnung
an Giovio nicht wundernehmen kann, so bei Francesco Sansovino,
der als Venezianer verpflichtet gewesen wäre, sich genauer zu unter-
richten, bei Romanin, Cicogna und anderen.
Diese Auffassung kommt auch in einer interessanten poetischen
Satire »Urbis Romae ad Venetias Epistolion“ zum Ausdruck. Ihr
Verfasser erkennt bereitwillig die Größe Venedigs an, die selbst
dem Vergleich mit der Roms standhalte, wirft dann aber der
stolzen Republik höhnisch vor, daß sie die schimpfliche Flucht ihres
Gattamelata — gemeint ist der berühmte Rückzug über die Sarca —
*) »Sohn eines Bäckers, Schüler Braccios, Generalkapitän der Venezianer, Meister
im Abwarten und Erfassen des richtigen Augenblicks.« (Der Satz fügt dem militärischen
Charakterbild Gattamelatas etwas von einem Fabius Cunctator bei, s. auch S. 23,
d. Verf.) »Seinen Tod ehrte der Senat und mehr noch der Pinsel Mantegnas, der
die Trauer und Bestürzung des Volkes schilderte.«