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mit einer Ehrung vergolten hätte, wie sie weder den Curiatiern, noch
einem Camillus, Scipio oder Cato zuteil geworden wäre, mit einem
Reiterstandbildei Denn nicht genug, daß das Roß, das jenem zur
Flucht verholten habe, in Erz verewigt sei, nein auch jener Gatto,
den es trug. »Verbirg dich unter die Erde, da du den kommenden
Jahrhunderten einen unwürdigen Gatto zeigst!« »Wer konnte,« fragt
der Paduaner Herausgeber dieser eine humanistische Feder verraten-
den Verse, Prof. A. Medin, »diese den berühmten Kondottiere ver-
unglimpfenden Verse schreiben und ganz vergessen, daß ein Jahr
nach jenem Rückzug Gattamelata seines Gegners vollkommen Herr
geworden war?« Er glaubt ihn in dem Kreise der Humanisten in
Mailand, in der Umgebung des Herzogs Filippo und Piccininos suchen
zu müssen, nimmt bei dem Schreiber aber auch persönlichen Haß
gegen den venezianischen Feldherrn an, der sich bald nach Ent-
hüllung des Denkmals des toten Gegners Luft gemacht hätte.
Jener Anonymus schrieb augenscheinlich im guten Glauben, daß die
Republik die Stifterin des Denkmals sei, und bietet uns so einen
Beitrag dafür, daß vom Anfang an eine Verdunkelung der Tatsachen
nicht verhindert, wenn nicht gar beliebt wurde. Wer veranlaßte,
daß das zweifellos als Inschrift für das Denkmal entworfene Epi-
graph Barbaros nicht als solches Verwendung fand? Wer ordnete
an, daß dies Feldherrndenkmal nur die seiner Natur und seinem
Zweck nach auffällig einfache Inschrift »opus Donatelli Flo« erhielt?
Die Hinterbliebenen doch wohl kaum!
Wie dem auch sei, die rechnende Republik Venedig hat sich
jedenfalls nicht zu der Höhe der Dankbarkeitsgesinnung aufge-
schwungen, die ihr jahrhundertelang zugetraut ist, das erste Reiter-
standbild der Renaissance ist der Ausdruck der dank-
baren Erinnerung der Hinterbliebenen an den alten Kriegs-
helden. So müssen wir, ehe wir der Frage näher treten, ob sich
die geschichtliche Persönlichkeit Gattamelatas mit ihrer künstlerischen
Auffassung durch Donatello deckt, einen Blick auf die Familien-
beziehungen Gattamelatas werfen.
Um das Jahr 1410 hatte der damals noch wenig bekannte Kon-
dottiere Giacoma, die Tochter des Antonio Bocarini Brunori da
Leonessa, Herrn auf Monte Giove beiOrvieto, die Schwester des bereits
mit einer Ehrung vergolten hätte, wie sie weder den Curiatiern, noch
einem Camillus, Scipio oder Cato zuteil geworden wäre, mit einem
Reiterstandbildei Denn nicht genug, daß das Roß, das jenem zur
Flucht verholten habe, in Erz verewigt sei, nein auch jener Gatto,
den es trug. »Verbirg dich unter die Erde, da du den kommenden
Jahrhunderten einen unwürdigen Gatto zeigst!« »Wer konnte,« fragt
der Paduaner Herausgeber dieser eine humanistische Feder verraten-
den Verse, Prof. A. Medin, »diese den berühmten Kondottiere ver-
unglimpfenden Verse schreiben und ganz vergessen, daß ein Jahr
nach jenem Rückzug Gattamelata seines Gegners vollkommen Herr
geworden war?« Er glaubt ihn in dem Kreise der Humanisten in
Mailand, in der Umgebung des Herzogs Filippo und Piccininos suchen
zu müssen, nimmt bei dem Schreiber aber auch persönlichen Haß
gegen den venezianischen Feldherrn an, der sich bald nach Ent-
hüllung des Denkmals des toten Gegners Luft gemacht hätte.
Jener Anonymus schrieb augenscheinlich im guten Glauben, daß die
Republik die Stifterin des Denkmals sei, und bietet uns so einen
Beitrag dafür, daß vom Anfang an eine Verdunkelung der Tatsachen
nicht verhindert, wenn nicht gar beliebt wurde. Wer veranlaßte,
daß das zweifellos als Inschrift für das Denkmal entworfene Epi-
graph Barbaros nicht als solches Verwendung fand? Wer ordnete
an, daß dies Feldherrndenkmal nur die seiner Natur und seinem
Zweck nach auffällig einfache Inschrift »opus Donatelli Flo« erhielt?
Die Hinterbliebenen doch wohl kaum!
Wie dem auch sei, die rechnende Republik Venedig hat sich
jedenfalls nicht zu der Höhe der Dankbarkeitsgesinnung aufge-
schwungen, die ihr jahrhundertelang zugetraut ist, das erste Reiter-
standbild der Renaissance ist der Ausdruck der dank-
baren Erinnerung der Hinterbliebenen an den alten Kriegs-
helden. So müssen wir, ehe wir der Frage näher treten, ob sich
die geschichtliche Persönlichkeit Gattamelatas mit ihrer künstlerischen
Auffassung durch Donatello deckt, einen Blick auf die Familien-
beziehungen Gattamelatas werfen.
Um das Jahr 1410 hatte der damals noch wenig bekannte Kon-
dottiere Giacoma, die Tochter des Antonio Bocarini Brunori da
Leonessa, Herrn auf Monte Giove beiOrvieto, die Schwester des bereits