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erwähnten (S. 22) Kondottiere Gentile Leonessa als Gattin heimgeführt.
Die Verbindung mit diesem vornehmen Hause bezeichnet den ersten
Schritt zum Aufstieg in die aristokratische Gesellschaftsschicht, wie
die Erlangung des venezianischen Adels den zweiten und letzten.
Die Giacoma gewährte Mitgift war nach Sitte der damaligen Zeit
eine unbedeutende, die Aussteuer dagegen anscheinend eine reich-
liche. Lange Zeit haben sich von ihr im Hause Scafati in Lugano
zwei jener künstlerisch geschmückten cassoni (soppediani) mit dem
Wappen der Gattamelata erhalten, in denen man wertvolle Stücke
der Aussteuer verpackte, der »Morgincap«, wie man unter dem
Einfluß deutscher Bezeichnung in Venedig sagte. Der Ehe Gatta-
melatas entsprossen fünf Töchter, die alle in vornehme und be-
güterte Häuser heirateten, und von denen die zweite, Romagnola, eine
durch Poesie und bildende Kunst vielfach gefeierte Schönheit war.
Ihre Heirat mit Tiberto Graf Brandolini, dem Blutsfreund, Waffen-
und Vertragsgefährten Gattamelatas (S. S. 10) knüpfte die Bande
mit dieser alten Kondottierenfamilie noch enger. Sansovino erzählt
sogar von einer Wappenvereinigung beider Familien. Jedenfalls
bietet das Leben Gattamelatas, wie ja auch das anderer niederem
Stande entsprossener Kondottieren, eine Reihe von Belegen, daß in
Italien in jener Zeit ein Festhalten an Reinheit adeligen Bluts und
standesgemäßen Heiraten, wie es zur gleichen Zeit in Deutschland
für alte Familien Gesetz war, nicht stattfand. Die Geschicke der
anderen Töchter bieten für unser Thema nichts Bemerkenswertes,
dagegen um so mehr diejenigen des einzigen Sohnes, Giantonio, der
als viertes Kind geboren wurde. Hatte er die geschmeidige und
gewinnende Natur des Vaters geerbt? Jedenfalls finden wir schon
früh für ihn den an den Vater erinnernden Schmeichelnamen Gattolin
Melata im Gebrauch. Unter dem Vater, unter Brandolin und dem
Onkel Gentile erlernte er in frühester Jugend, etwa mit sieben Jahren,
das Kriegshandwerk und führte schon um diese Zeit, im Jahre 1434,
ein Kommando von 50 Lanzen8). 1447 wird der zum Jüngling heran-
gereifte Giantonio mit der Mutter und seinem Lehrer Zampaolo di
Luca zusammen als Bewohner des Palastes dal Verme in Verona
erwähnt. Zusammen mit seinem Onkel Gentile, der 1451 zur
Würde eines venezianischen Generalkapitäns emporstieg, und in
erwähnten (S. 22) Kondottiere Gentile Leonessa als Gattin heimgeführt.
Die Verbindung mit diesem vornehmen Hause bezeichnet den ersten
Schritt zum Aufstieg in die aristokratische Gesellschaftsschicht, wie
die Erlangung des venezianischen Adels den zweiten und letzten.
Die Giacoma gewährte Mitgift war nach Sitte der damaligen Zeit
eine unbedeutende, die Aussteuer dagegen anscheinend eine reich-
liche. Lange Zeit haben sich von ihr im Hause Scafati in Lugano
zwei jener künstlerisch geschmückten cassoni (soppediani) mit dem
Wappen der Gattamelata erhalten, in denen man wertvolle Stücke
der Aussteuer verpackte, der »Morgincap«, wie man unter dem
Einfluß deutscher Bezeichnung in Venedig sagte. Der Ehe Gatta-
melatas entsprossen fünf Töchter, die alle in vornehme und be-
güterte Häuser heirateten, und von denen die zweite, Romagnola, eine
durch Poesie und bildende Kunst vielfach gefeierte Schönheit war.
Ihre Heirat mit Tiberto Graf Brandolini, dem Blutsfreund, Waffen-
und Vertragsgefährten Gattamelatas (S. S. 10) knüpfte die Bande
mit dieser alten Kondottierenfamilie noch enger. Sansovino erzählt
sogar von einer Wappenvereinigung beider Familien. Jedenfalls
bietet das Leben Gattamelatas, wie ja auch das anderer niederem
Stande entsprossener Kondottieren, eine Reihe von Belegen, daß in
Italien in jener Zeit ein Festhalten an Reinheit adeligen Bluts und
standesgemäßen Heiraten, wie es zur gleichen Zeit in Deutschland
für alte Familien Gesetz war, nicht stattfand. Die Geschicke der
anderen Töchter bieten für unser Thema nichts Bemerkenswertes,
dagegen um so mehr diejenigen des einzigen Sohnes, Giantonio, der
als viertes Kind geboren wurde. Hatte er die geschmeidige und
gewinnende Natur des Vaters geerbt? Jedenfalls finden wir schon
früh für ihn den an den Vater erinnernden Schmeichelnamen Gattolin
Melata im Gebrauch. Unter dem Vater, unter Brandolin und dem
Onkel Gentile erlernte er in frühester Jugend, etwa mit sieben Jahren,
das Kriegshandwerk und führte schon um diese Zeit, im Jahre 1434,
ein Kommando von 50 Lanzen8). 1447 wird der zum Jüngling heran-
gereifte Giantonio mit der Mutter und seinem Lehrer Zampaolo di
Luca zusammen als Bewohner des Palastes dal Verme in Verona
erwähnt. Zusammen mit seinem Onkel Gentile, der 1451 zur
Würde eines venezianischen Generalkapitäns emporstieg, und in