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Paul Graupe <Berlin> [Hrsg.]; Paul Graupe (Firma) [Hrsg.]; Kunsthandlung Doktor Otto Burchard (Berlin) [Mitarb.]
Auktion / Paul Graupe, Antiquariat (Nr. 144): Manuskripte, Inkunabeln, Holzschnittbücher, Chroniken und Topographien, Kostüme und Uniformen, Ansichten und Farbstiche, Bibliographie, Verschiedenes ; Beiträge aus anderem Besitz - Kunstgeschichte, französische Literatur des 18. Jahrhunderts u.a. : am 24. und 25. Mai 1935 — Berlin, 1935

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https://doi.org/10.11588/diglit.5647#0019
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VERSTEIGERUNG 144 AM 10. UND 11. MAI 1935

29 PANORMITANUS. Lectura super V 11. decretalium. Venezia,
Andreas Torresanus, 1482—83. 6 Bände. Eolio. Alte Holzdeekel-
bände mit breitem Lederrücken.

Hain 12 313. — Sehr selten. Nicht in der Berliner Staatsbibliothek und im Britischen

Museum. Am Ende jedes Bandes die Druckermarke in rot.

Das Werk ist mit sieben prächtigen großen Miniaturen geschmückt.

Die Darstellungen beziehen sich auf den Inhalt des betreffenden Buches: Der Verfasser

bietet sein Buch dem Papste dar. — Ankläger und Beschuldigter vor dem Richter. —

Der Verfasser liest in einem offenen Buch. — Priester und Meßner knien vor dem Alter.

— Ein Bischof traut ein junges Paar. Neben jeder Darstellung ein Schild mit einem

Wappen, gehalten von einem Engel.

Diese reichen und prächtigen Miniaturen sind bayrischen Ursprungs. Der Meister
dürfte im Kreise der hervorragenden süddeutschen Miniaturmaler zu suchen sein, zu
denen z. B. Bcrthold Furtmeyer und Ulrich Schreier aus Salzburg gehörten.
Das Exemplar war früher im Besitze des berühmten bayrischen Juristen Andreas
Perneder. Nach dessen Tode (1543) kam es auf seinen Sohn Andreas Perneder d. j.,
der es seiner Tochter Anna vererbte. Diese war mit Georg Reitinor, aus Deutenhofen
(Oberbayern) verheiratet, einem Münchener Ratsherrn.

In Bd. L befindet sich das Wappen-Exlibris des Andr. Perneder d. j. (auf weißem Grund
ein rotes Dreieck und drei Sterne). Bei einem der Bände ist das gleiche Wappen außen
in den Holzdeckel eingebrannt.

Anna Reitmor selbst hat in jedem der sechs Bände eigenhändig geschrieben:

1564

Diss Puech gehört mir Anna Rcitmorin zu München zue. ist weilent meines freuntlich
vnd herzliebsten Vaters Andreen Pernöders Fürstlich Rats vnd Secrotarien alhie zu
München selig gewest. Hab Ich von weilent meinem lieben Prueder auch Andreen
Pernöder Peeder Recht Licentiat vnd fürstlich Regiments Procuratorn zu Lanzhuct
selig geerbt den 5. tag October ao. 1564.

Psalm. 119.

Herr Dein Wort ist mein trost gewest. Ich war sonst vergangen in meinem Elent.

Anna Rcitmorin
manu propia s.

Diese Anna Reitmorin war eine Frau von erlesener Bildung und Gelehrsamkeit; sie
besaß eine Bücherei mit vielen alten Drucken. Um die Geschichte der Stadt München
hat sie sich unsterbliches Verdienst erworben dadurch, daß sie das Münchener Gedenk-
buch des Bürgermeisters Jürg Kazmair (1397—1417) über die Münchener Unruhen vor
der Vernichtung rettete. (Vgl. Chronik der deutschen Städte, Bd. 15, 1878).

Siehe die Abbildung auf Tafel 5

30 PETRARCA, FRANCESCO. Libro degli huomini famosi. Pogli-
ano, Felix Antiquarius und Innocens Ziletus, 1. Okt. 1476. Mit
35 schonen blattgroßen Seitenumrahmungen in Holzschnitt. Rom
4, 236, zusammen 240 nn. Bl. m. S., 40 Z. Folio. Ursprünglicher
Venezianischer Einband: braunes Rindsleder auf Holz-
deckeln, beide Seiten reich geschmückt mit gotischen Ornamenten
(kleine Knoten und Ranken). Schließen und Beschläge abge-
nommen. Sehr gut erhalten.

Hain-Cop.-Reichling 12 808. — Praetor 7238. — Fumagalli, Lex. typogr., 309. —
Amer. Census 3 Ex. Nicht bei Voullieme B.

Die 35 herrlichen Holzschnittrahmen sind von zwei sich oft wiederholenden
Holzstöcken gedruckt. Das Innere ist leer, in diesen Raum sollten die Bildnisse der in
den Einzelbiographien behandelten Personen gesetzt werden.

Erster und einziger Druck von Fogliano, einem Städtchen im Valpantena
bei Verona. Der sich „Felix Antiquarius" nennende Drucker ist wahrscheinlich der
berühmte Humanist und Archäologe Feiice Feliciano aus Verona.
Editlo prineeps von Pctrarchas „Lebensbeschreibungen berühmter Männer", in
der italienischen Übersetzung des Donato degli Albanzani aus Pratovecchio in
Toscana. Das Geschichtswerk des großen Dichters war früher nur in diesem italieni-
schen Text bekannt, das lateinische Original wurde erst vor etwa 50 Jahren veröffent-
licht,

Sehr schönes Exemplar mit den meist felüenden vier Blättern enthaltend das
„Repertorio" und das „Brieve Recoglimento" des Feliciano, ein italienisches Gedicht
in Terzinen von 208 Versen. Bl. p 4 doppelt, p 5 fehltl Die erste Textseite ist mit einer
großen Initiale, einer Blumenranke und einem Wappen (in rotem Feld auf einem grünen
Hügel ein sitzender Hase) gehalten von zwei Engeln, alles in feiner Miniaturmalerei
in Gold und Farben geschmückt. Breiter Rand, 323:223 mm.
An mehreren Stellen Namenszug des früheren Besitzers „Jehan Humigny" und auf
dem hinteren Vorsetzblatt dessen Devise „En attendaut mieulx".

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