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Greulich, Gerhard; Universität Heidelberg [Hrsg.]
Das Religionsgespräch mit den Täufern zu Frankenthal 1571 — Heidelberg, 1953

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https://doi.org/10.11588/diglit.51677#0134
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Matth.5,43 zitierte den Text und erklärte, dass Christus auch
hier nur die falsche Auslegung der Pharisäer strafe, mit seinen
Worten daher nicht das mosaische Gesetz verurteile. Denn
niemals habe Gott durch Lose befohlen, den Feind zu hassen,
vielmehr das Gegenteil, wie es die Öchrift in Lev.19,17/18 und
Ex. 23, 4/5 bestätige. Dieses von Moses vorgeschriebene Verhal-
ten dem Nächsten gegenüber lehre die Schrift entsprechend in
Prov.25,21/22, eine Lehre ,die wiederum Paulus in Rö.12,20 in
seine Ermahnung aufgenommen habe, denn daher, so schloss Dathe-
nus , die Lehre Mose das Gebot, den Feind zu hassen, vermissen
lasse, so sei damit bewiesen, dass Christus in Matth.5,43 die
Pharisäer verurteile, deren Gesetzesauslegung allein von dem
Gegensatz betroffen werde, den® Christus durch seine in der
Bergpredigt vorgetragenen Gebote aufgerichtet habe. In seiner
Stellungnahme zu dieser Erklärung des Theologen bekannte Rauff,
wenn auch das Gebot, den Feind zu hassen, nicht wörtlich bei
kose angetroffen werde, es die Schrift allenthalben bestätige,
dass man. zu alttestamentlicher Zeit mit dein Feind schonungslos
verfahren und denselben rücksichtslos vernichtet habe.
In seiner Entgegnung verwies Dathenus auf die bereits her-
vorgehobene Trennung der in ihrer Gültigkeit zeitlich beschränk-
ten politischen uatzun en der Juden von dem Sittengesetz Gottes,
das ewige Geltung beanspruche,- dass folglich Rauffs Argument
sich als indiskutabel und der theologische Beweis als unange-
fochten erweise. Denn das ewig gültige Sittengesetz, fuhr
Dathenus fort, sei nicht Mose sondern Christi Gesetz,der,so-
fern er sich nicht selbst widersprochen, nur der Pharisäer
Auslegung verurteilt habe.
Eine vermeintliche Gegenargumentation der Täufer sollte
daher einen Nachweis des wörtlich zitierten Gebotes, den Feind
zu hassen., im mosaischen Gesetz versuchen, jedoch das jüdische
Regiment zur Zeit der Landnahme äusser acht lassen. -Denn das
Gesetz Gottes werde in gleicher Vollkommenheit von Lose und
Christus gelehrt. Sollte Christus dagegen das Gesetz schärfer
und vollkommener als Lose gebracht haben, erklärte Dathenus,
erlöse er die Christen nicht vom Gesetz,-das Petrus in Apg.15,10
als eine unerträgliche Last bezeichne,-sondern beschwere sie
als eins 2. Lose durch noch unerträglichere Gesetze. Man sollte
sich jedoch fragen,forderte der Theologe nun seine Partner auf,
ob man vollkommener sei als Abraham, I ose, Hiob und alle die,
 
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