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für sie an. Verlust verwandelt sich in Gewinn. Die Art, wie
Ada Negri und Johanna Ambrosius unerträglichen Druck in
das Gefühl der Befreiung umwandelu, ist fo fehr dieselbe
bei beiden, daß sie Töchter derselben Mutter zu sein scheinen.
Was sie unterscheidet, sind zufällige Aeußerlichkeiten der Na-
tionalität und der Lebensstellung.
Ada Negri entsprang der in Fabriken sich zusammen-
drängenden ruhelosen Menschenmasse. Sie hat die Leiden, die
diese Art von Elend hervorbringt, von Kind auf erlebt. Das
Dröhnen und Kreischen und Stampfen der Maschinen erfüllte
ihre Ohren. Johannen hat die sich ewig gleiche Feldarbeit
den jungen Rücken gebeugt. Die nordischen Kiefernwälder
umgeben ihr Dorf, die nie rauschen, sondern nur seufzen,
wenn der Wind sie durchzieht. Die Bilder und die Gefühle
des Moments sind von impetuoser Kraft bei der Italienerin,
der Jugend, Kraft und Gesundheit etwas Aggressiv-Kriege-
risches verleihen. Bei Johanna Ambrosius waltet größere
geistige Kraft und die ruhige Stärke einer deutschen Seele.
Ada bricht durch das Dickicht, das sie unigibt, mit den Fäusten
quer durch; Johanna sucht in der solvu o8ouru äi nostra.
vita, mit müden Füßen einen gangbaren Pfad. Beide aber
bringen es dahin, daß ihre Gedanken sich in unseren!
Gedächtnisse einnisten und nicht wieder daraus zu ver-
scheuchen sind.
Beide Frauen sind erfüllt von dem Geiste der Gegen-
wart. Das mir auffallendste Zeichen dieses neuen Geistes,
den ich als in späten Jahren noch neu in mich eindringen-
des Element beobachte, ist die Abneigung, ja Unfähigkeit, in
die Erforschung des menschlichen Daseins früherer Jahrhun-
derte heute noch so mich zu vertiefen, wie ich in früheren
für sie an. Verlust verwandelt sich in Gewinn. Die Art, wie
Ada Negri und Johanna Ambrosius unerträglichen Druck in
das Gefühl der Befreiung umwandelu, ist fo fehr dieselbe
bei beiden, daß sie Töchter derselben Mutter zu sein scheinen.
Was sie unterscheidet, sind zufällige Aeußerlichkeiten der Na-
tionalität und der Lebensstellung.
Ada Negri entsprang der in Fabriken sich zusammen-
drängenden ruhelosen Menschenmasse. Sie hat die Leiden, die
diese Art von Elend hervorbringt, von Kind auf erlebt. Das
Dröhnen und Kreischen und Stampfen der Maschinen erfüllte
ihre Ohren. Johannen hat die sich ewig gleiche Feldarbeit
den jungen Rücken gebeugt. Die nordischen Kiefernwälder
umgeben ihr Dorf, die nie rauschen, sondern nur seufzen,
wenn der Wind sie durchzieht. Die Bilder und die Gefühle
des Moments sind von impetuoser Kraft bei der Italienerin,
der Jugend, Kraft und Gesundheit etwas Aggressiv-Kriege-
risches verleihen. Bei Johanna Ambrosius waltet größere
geistige Kraft und die ruhige Stärke einer deutschen Seele.
Ada bricht durch das Dickicht, das sie unigibt, mit den Fäusten
quer durch; Johanna sucht in der solvu o8ouru äi nostra.
vita, mit müden Füßen einen gangbaren Pfad. Beide aber
bringen es dahin, daß ihre Gedanken sich in unseren!
Gedächtnisse einnisten und nicht wieder daraus zu ver-
scheuchen sind.
Beide Frauen sind erfüllt von dem Geiste der Gegen-
wart. Das mir auffallendste Zeichen dieses neuen Geistes,
den ich als in späten Jahren noch neu in mich eindringen-
des Element beobachte, ist die Abneigung, ja Unfähigkeit, in
die Erforschung des menschlichen Daseins früherer Jahrhun-
derte heute noch so mich zu vertiefen, wie ich in früheren