Altes unö neues Rokoko.
Historische Ausstellung der Königlichen Kunstakademie zu Berlin j8S2.
Bei Erzeugnissen der Kunst und des Kunstgewerbes läuft
neben dem ästhetischen Genüsse, den sie bieten, die kunsthisto-
rische Betrachtung nebenher. Die kunsthistorische. Betrachtung
besteht nicht in Feststellung der Entstehungszeit, Erhaltung,
relativen Kostbarkeit und dem Nachweis der wechselnden Be-
sitzer, worüber zuverlässige Angaben zu empfangen ja sehr
werthvoll sein kann, sondern in der Abwägung des Werthes
der Stücke als kulturhistorischen Materiales. Die in den Sälen
der königlichen Akademie veranstaltete Ausstellung von Werken
des Rokoko legt es nahe, die eigenthümlichen Formen dieser
mächtigen, untergegangenen und wiederauflebenden Mode in ihren:
Verhältnisse zur allgemeinen Volksentwicklung zu betrachten.
Zu Anfang des vorigen Jahrhunderts hatten in Europa
Fürsten, Adel, Armee, Beamte, Geistlichkeit, Gelehrte und
Bürgerthum sich zu einen:, den einzelnen Ständen nach ge-
trennten, in: Ganzen aber so fest in einander greifenden ge-
sellschaftlichen Dasein zusammengefunden, daß Aenderungen
des Bestehenden aus allgemeiner nationaler Initiative nicht
möglich erschienen wären. Die Dinge schienen für immer fest
begründet dazustehen. Was wir heute Fortschritt oder Be-
legung nennen, als Regungen der in allen Schichten der
Historische Ausstellung der Königlichen Kunstakademie zu Berlin j8S2.
Bei Erzeugnissen der Kunst und des Kunstgewerbes läuft
neben dem ästhetischen Genüsse, den sie bieten, die kunsthisto-
rische Betrachtung nebenher. Die kunsthistorische. Betrachtung
besteht nicht in Feststellung der Entstehungszeit, Erhaltung,
relativen Kostbarkeit und dem Nachweis der wechselnden Be-
sitzer, worüber zuverlässige Angaben zu empfangen ja sehr
werthvoll sein kann, sondern in der Abwägung des Werthes
der Stücke als kulturhistorischen Materiales. Die in den Sälen
der königlichen Akademie veranstaltete Ausstellung von Werken
des Rokoko legt es nahe, die eigenthümlichen Formen dieser
mächtigen, untergegangenen und wiederauflebenden Mode in ihren:
Verhältnisse zur allgemeinen Volksentwicklung zu betrachten.
Zu Anfang des vorigen Jahrhunderts hatten in Europa
Fürsten, Adel, Armee, Beamte, Geistlichkeit, Gelehrte und
Bürgerthum sich zu einen:, den einzelnen Ständen nach ge-
trennten, in: Ganzen aber so fest in einander greifenden ge-
sellschaftlichen Dasein zusammengefunden, daß Aenderungen
des Bestehenden aus allgemeiner nationaler Initiative nicht
möglich erschienen wären. Die Dinge schienen für immer fest
begründet dazustehen. Was wir heute Fortschritt oder Be-
legung nennen, als Regungen der in allen Schichten der