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Etwas, das Jedermann kenne. „Das Gemälde ist in Italien,"
schreibt er, „ich habe es selbst gesehen und habe ein Urtheil
darüber. Ein wundervolles Gemach. Ein Hochzeitsbette.
Roxane sitzt da: ein herrliches Stück jungfräulicher Schönheit.
Sie blickt zu Boden. Scheu und Verehrung vor dem dastehen-
den Alexander beherrschen sie. Lächelnde Eroten. Einer,
hinter ihr stehend, hebt ihr den Brautschleier vom Haupte
und zeigt sie dem Bräutigam. Ein anderer löst ihr sanft
die Sandale vom Fuße, damit sie sich niederlege. Wieder
ein anderer Eros reißt mit Gewalt Alexander am Gewände
zu ihr hin. Der König aber reicht dem Mädchen einen Kranz.
Hephästion, als Führer des Bräutigams, ist mit dem Könige.
Er trägt eine brennende Fackel und lehnt sich aus einen
schönen Knaben: Hymenäus, wie mir scheint. Ich denke es
mir, da kein Name dabei steht. Auf der anderen Seite des
Gemäldes spielen Eroten mit der Rüstung Alexander's. Zwei
tragen seinen Schlachtspeer, sich damit schleppend wie Last-
träger an einem Balken. Ein paar andere Eroten wieder-
ziehen einen dritten, der auf dem Schilde des Königs liegt,
an dessen Handhaben wie einen König dahin. Und Einer ist
in die umgestürzt daliegende Rüstung des Königs hinein-
gekrochen, um die, welche das Schild ziehen, wie ein im
Hinterhalte Liegender zu erschrecken, wenn sie vorüberkommen.
Alle diese Spielereien sind aber nicht zum Spiel da. Sie
sollen Alexander's Leidenschaft für den Krieg andeuten. Als
habe er, mitten in der Liebe zu Roxane, der Schlachten nicht
vergessen. Das ganze Werk hat etwas Hochzeitliches in sich.
Denn dem Maler trug es eine Braut ein, und der König
wurde so für ihn selbst zum Brautführer." So Lucian an
dieser Stelle. An einer anderen spricht er, in kurzer Er-
Etwas, das Jedermann kenne. „Das Gemälde ist in Italien,"
schreibt er, „ich habe es selbst gesehen und habe ein Urtheil
darüber. Ein wundervolles Gemach. Ein Hochzeitsbette.
Roxane sitzt da: ein herrliches Stück jungfräulicher Schönheit.
Sie blickt zu Boden. Scheu und Verehrung vor dem dastehen-
den Alexander beherrschen sie. Lächelnde Eroten. Einer,
hinter ihr stehend, hebt ihr den Brautschleier vom Haupte
und zeigt sie dem Bräutigam. Ein anderer löst ihr sanft
die Sandale vom Fuße, damit sie sich niederlege. Wieder
ein anderer Eros reißt mit Gewalt Alexander am Gewände
zu ihr hin. Der König aber reicht dem Mädchen einen Kranz.
Hephästion, als Führer des Bräutigams, ist mit dem Könige.
Er trägt eine brennende Fackel und lehnt sich aus einen
schönen Knaben: Hymenäus, wie mir scheint. Ich denke es
mir, da kein Name dabei steht. Auf der anderen Seite des
Gemäldes spielen Eroten mit der Rüstung Alexander's. Zwei
tragen seinen Schlachtspeer, sich damit schleppend wie Last-
träger an einem Balken. Ein paar andere Eroten wieder-
ziehen einen dritten, der auf dem Schilde des Königs liegt,
an dessen Handhaben wie einen König dahin. Und Einer ist
in die umgestürzt daliegende Rüstung des Königs hinein-
gekrochen, um die, welche das Schild ziehen, wie ein im
Hinterhalte Liegender zu erschrecken, wenn sie vorüberkommen.
Alle diese Spielereien sind aber nicht zum Spiel da. Sie
sollen Alexander's Leidenschaft für den Krieg andeuten. Als
habe er, mitten in der Liebe zu Roxane, der Schlachten nicht
vergessen. Das ganze Werk hat etwas Hochzeitliches in sich.
Denn dem Maler trug es eine Braut ein, und der König
wurde so für ihn selbst zum Brautführer." So Lucian an
dieser Stelle. An einer anderen spricht er, in kurzer Er-