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sich Lucian's Worten genauer angeschlossen. Gestattet Sod-
doma sich aber leichte Freiheiten: mit ganz anderer Freiheit
noch behandelt Vasari in seiner Beschreibung wieder Soddo-
ma's Gemälde. „Auf diesem Gemälde" — erzählt Vasari, nach-
dem er berichtet, wie nnd warum Agostino Chigi dem Maler
den Auftrag gegeben — „malte Soddoma, wie Alexander sich
nnt Roxane vermählt. Und da malte er eine Masse Amo-
ren. Einige nehmen dem Alexander den Panzer ab. Andere
ziehen ihm die Stiefel oder lieber die Schuhe aus. Andere
heben ihm den Helm ab und ziehen ihm die Kleider aus, die
sie zusammenlegen. Andere streuen Blumen auf das Bette.
Und wieder Andere sind mit andern ähnlichen Dienstleistungen
beschäftigt." Was er beschreibt, ist nicht zu sehen, und von
dem, was eigentlich dargestellt ist, sagt er kein Wort! Die
Stelle ist wichtig, weil sie bestätigt, wie wenig Verlaß auf
Vasari's Beschreibungen von Kunstwerken sei, auch wenn sie
ihm so zu sagen unter den Augen standen.
Jacoby's Stich trägt den Charakter des Festlichen, den
die Farnesina mit dem Schmucke ihrer Wände heute noch be-
wahrt hat. An wenig Stellen in Rom empfängt man in
solchem Maße den Eindruck der großartigen Pracht, die
Raphael's Tage belebte.
Der an die Tiber stoßende Garten, der Chigi's Garten-
palast einst in Verwilderung umgab, hat heute einen großen
Theil seines Areals hergeben müssen. Bei der neuesten
Regulirung des Flusses ist das Ufer hier stark abgegraben
worden. In seinen Tiefen aber hat sich ein antikes Wohn-
haus nun offenbart, das seit den blühendsten Zeiten des
alten römischen Kaiserreiches da begraben lag. Während der
Schutt und Boden sich hoch über ihm aufhäufte, auf dessen
sich Lucian's Worten genauer angeschlossen. Gestattet Sod-
doma sich aber leichte Freiheiten: mit ganz anderer Freiheit
noch behandelt Vasari in seiner Beschreibung wieder Soddo-
ma's Gemälde. „Auf diesem Gemälde" — erzählt Vasari, nach-
dem er berichtet, wie nnd warum Agostino Chigi dem Maler
den Auftrag gegeben — „malte Soddoma, wie Alexander sich
nnt Roxane vermählt. Und da malte er eine Masse Amo-
ren. Einige nehmen dem Alexander den Panzer ab. Andere
ziehen ihm die Stiefel oder lieber die Schuhe aus. Andere
heben ihm den Helm ab und ziehen ihm die Kleider aus, die
sie zusammenlegen. Andere streuen Blumen auf das Bette.
Und wieder Andere sind mit andern ähnlichen Dienstleistungen
beschäftigt." Was er beschreibt, ist nicht zu sehen, und von
dem, was eigentlich dargestellt ist, sagt er kein Wort! Die
Stelle ist wichtig, weil sie bestätigt, wie wenig Verlaß auf
Vasari's Beschreibungen von Kunstwerken sei, auch wenn sie
ihm so zu sagen unter den Augen standen.
Jacoby's Stich trägt den Charakter des Festlichen, den
die Farnesina mit dem Schmucke ihrer Wände heute noch be-
wahrt hat. An wenig Stellen in Rom empfängt man in
solchem Maße den Eindruck der großartigen Pracht, die
Raphael's Tage belebte.
Der an die Tiber stoßende Garten, der Chigi's Garten-
palast einst in Verwilderung umgab, hat heute einen großen
Theil seines Areals hergeben müssen. Bei der neuesten
Regulirung des Flusses ist das Ufer hier stark abgegraben
worden. In seinen Tiefen aber hat sich ein antikes Wohn-
haus nun offenbart, das seit den blühendsten Zeiten des
alten römischen Kaiserreiches da begraben lag. Während der
Schutt und Boden sich hoch über ihm aufhäufte, auf dessen