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Grimm, Herman; Grimm, Herman [Hrsg.]
Fragmente (Band 1,2) — Berlin, Stuttgart: Spemann, 1900

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https://doi.org/10.11588/diglit.47242#0121

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nur denen gegenüber reden, mit denen man in gewissen
Grundanschauungen von Anfang an übereinstimmt.
Cornelius hat seine Schrift getheilt. In der ersten
Hälfte ist das Rohhistorische behandelt. Die Arbeiten della
Quercia's ordnet er nach Maßgabe des vorhandenen ge-
schriebenen und gedruckten Materials, verfolgt den Wechsel
seines Aufenthaltes und stellt überhaupt den äußeren Lebens-
verlauf fest. Als Einleitung dieser ersten Hälfte aber schon
empfangen wir eine topographische Verherrlichung Siena's
und gewinnen in ihr die Ueberzeugung, daß die ganze Arbeit
das Resultat der Dankbarkeit eines feinbesaiteten Kunstfreundes
fei. Dies Gefühl verlieren wir nicht wieder. Toscana und
Siena haben es Cornelius angethan. Der Erdgeruch dieses
Vaterlandes der neueren Kunst bethört ihn wie ein dauernder
innerer Frühlingssturm. Dieser erste Theil nimmt das erste
Viertel der Schrift in Anspruch; der zweite hebt von neuem
an in Darlegung des Charakters der Sienesischen Kunst im
Trecento. Gezeigt wird, wie neben der männlichen Pifaner
und Florentinischen Kunst die mehr weibliche von Siena sich
treu blieb, und der Boden wird beschrieben, auf dem Jacopo
della Quercia's Werke aufsproßten. Hier ergeht der Ver-
fasser sich in unbekümmerter Breite. Er muß an dieser Schrift
lange gearbeitet und jeden Satz erwogen haben. Man wird
mit ihm zum Sienesen.
Die italienischen Städte haben in vielen Fällen eine
Kunstentwickelung gehabt, die, obgleich mit der allgemeinen
im Ganzen Schritt haltend, doch in vielfältiger Besonderheit
sich erkennen läßt. Neben dem mächtigen Florenz will Siena
wenig besagen, das keinen Dante und Macchiavelli hervor-
brachte: für sich betrachtet bietet es den Anblick eines dicht-
Herman Grimm, Fragmente II. 8
 
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