511
einzige Weg, die Natur künstlerisch darzustellen der ist, daß
man den beginnenden Künstler als Copisten den Werken der
besten früheren Meister gegenüberstellt und ihn erkennen läßt,
was von ihnen zu lernen sei. Lenbach, der heute für den
besten Porträtmaler gilt, hat, wie die Schack'sche Galerie so
deutlich zeigt, den alten Meistern das abgelernt was ihn aus-
zeichnet. Und zwar soll ihm das als hohes Lob nachgesagt
werden. Ebenso wie Hildebrand seine Marmortechnik der
Antike und den Meistern des Quattrocento und Begas die
seinige der Antike und Bernini ablernte.
Die Berliner Große Kunstausstellung von 1894 gewährt
nicht die Ueberzeugung, als fei der Staat fernerhin in der
Lage, Geld für die Unterhaltung öffentlicher Anstalten aus-
zuwerfen, in denen Mühe aufgewandt wird, junge Leute
dahin zu bringen, unter dem Titel von „Kunstwerken" ver-
käufliche Gegenstände zu produziren, wie sie hier dem Publi-
cum in Menge angeboten werden. Es liegt etwas Ueber-
flüssiges darin. Mag die Ausstellung bei Hinzurechnung der
gebotenen Gartengenüsse für Ohr und Kehle die Kosten reich-
lich decken, trotzdem bringt sie geistig nichts ein. Sie wird
als Jahrmarkt angesehen. Unmöglich darf als höherer Zweck
der staatlichen Kunstpflege betrachtet werden, daß man Leute
dazu erziehe, dergleichen herzustellen. Das Drängen auf staat-
liche Züchtung bildender Künstler entspringt veralteten An-
schauungen über Macht und Aufgabe des Staates. Es gibt
keine Erziehung zu Ausübung genialer Thätigkeit. Alle die,
welche dem Phantasieleben des Volkes dienen, haben selbst
ihre Erziehung zu besorgen, warum sollen Maler und Bild-
hauer zu dem Glauben verführt werden, es gebe Staats-
anstalten, auf denen junge Leute das Geheimniß erlernen. Er-
einzige Weg, die Natur künstlerisch darzustellen der ist, daß
man den beginnenden Künstler als Copisten den Werken der
besten früheren Meister gegenüberstellt und ihn erkennen läßt,
was von ihnen zu lernen sei. Lenbach, der heute für den
besten Porträtmaler gilt, hat, wie die Schack'sche Galerie so
deutlich zeigt, den alten Meistern das abgelernt was ihn aus-
zeichnet. Und zwar soll ihm das als hohes Lob nachgesagt
werden. Ebenso wie Hildebrand seine Marmortechnik der
Antike und den Meistern des Quattrocento und Begas die
seinige der Antike und Bernini ablernte.
Die Berliner Große Kunstausstellung von 1894 gewährt
nicht die Ueberzeugung, als fei der Staat fernerhin in der
Lage, Geld für die Unterhaltung öffentlicher Anstalten aus-
zuwerfen, in denen Mühe aufgewandt wird, junge Leute
dahin zu bringen, unter dem Titel von „Kunstwerken" ver-
käufliche Gegenstände zu produziren, wie sie hier dem Publi-
cum in Menge angeboten werden. Es liegt etwas Ueber-
flüssiges darin. Mag die Ausstellung bei Hinzurechnung der
gebotenen Gartengenüsse für Ohr und Kehle die Kosten reich-
lich decken, trotzdem bringt sie geistig nichts ein. Sie wird
als Jahrmarkt angesehen. Unmöglich darf als höherer Zweck
der staatlichen Kunstpflege betrachtet werden, daß man Leute
dazu erziehe, dergleichen herzustellen. Das Drängen auf staat-
liche Züchtung bildender Künstler entspringt veralteten An-
schauungen über Macht und Aufgabe des Staates. Es gibt
keine Erziehung zu Ausübung genialer Thätigkeit. Alle die,
welche dem Phantasieleben des Volkes dienen, haben selbst
ihre Erziehung zu besorgen, warum sollen Maler und Bild-
hauer zu dem Glauben verführt werden, es gebe Staats-
anstalten, auf denen junge Leute das Geheimniß erlernen. Er-