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denn doch fremde Pflanzen in weimarisches Erdreich einge-
graben werden, allein das Verdienst bleibt, die Pflanzungen
in Gedanken getragen und für ihre Durchführung redliche
Bemühung aufgemandt zu haben. Diese Gedanken sind gehegt
worden. Es ist daran geglaubt worden, daß Dauerndes ihnen
entsprießen könne. Sind sie als spurlose Träume dann davon-
geflogen, so waren sie immer einer höheren Anschauung der
menschlichen Dinge entsprossen. Man gedenkt ihrer. Einen
freundlichen Anblick haben sie zurückgelassen. Und wenn in
der That constatirt werden müßte, sie hätten in der That
nichts hinterlassen als eben diesen freundlichen Anblick nur, so
genügte dieser doch, um zu bewirken, daß über Weimar und
über Franz Liszt von zukünftigen Schreibern specieller Capitel
unserer Culturgeschichte in ehrenvoller Weise das Wort er-
griffen würde. Für die, welche einen Theil dieser Weimaraner
Zeit miterlebt haben, werden die Wochen, oder Monate, oder
auch Jahre dieser Zeit unter heiterem Himmel verstrichen zu
sein scheinen, wie Claude Lorrain's Gemälde ihn zeigen. Es
ist ein Unterschied zwischen dauernder echter Sonne und künstlich
arrangirter, bald abblitzender electrischer Beleuchtung.
Nur in Vergleichen läßt eine solche Existenz sich begreif-
lich machen. Das Leben in Venedig hatte in meinen jüngeren
Zeiten das Eigene, daß Tag und Nacht ineinander übergingen.
Zu welcher Stunde man den Marcusplatz betrat, er war, als
müsse das nur so sein, lichterfüllt und von Menschen belebt.
Die Kaffeehäuser gefüllt, das Hin- und Hergehen und Gespräch
ohne Ende. Um 9 Uhr Abends derselbe Anblick wie um 2,
um 3, um 5 Uhr Morgens. So steht mir das Dasein in
Erinnerung, als ich im Herbst 1854 nach Weimar kam. Die
Stadt beherrscht von den talentvollen jungen Leuten, etwas
denn doch fremde Pflanzen in weimarisches Erdreich einge-
graben werden, allein das Verdienst bleibt, die Pflanzungen
in Gedanken getragen und für ihre Durchführung redliche
Bemühung aufgemandt zu haben. Diese Gedanken sind gehegt
worden. Es ist daran geglaubt worden, daß Dauerndes ihnen
entsprießen könne. Sind sie als spurlose Träume dann davon-
geflogen, so waren sie immer einer höheren Anschauung der
menschlichen Dinge entsprossen. Man gedenkt ihrer. Einen
freundlichen Anblick haben sie zurückgelassen. Und wenn in
der That constatirt werden müßte, sie hätten in der That
nichts hinterlassen als eben diesen freundlichen Anblick nur, so
genügte dieser doch, um zu bewirken, daß über Weimar und
über Franz Liszt von zukünftigen Schreibern specieller Capitel
unserer Culturgeschichte in ehrenvoller Weise das Wort er-
griffen würde. Für die, welche einen Theil dieser Weimaraner
Zeit miterlebt haben, werden die Wochen, oder Monate, oder
auch Jahre dieser Zeit unter heiterem Himmel verstrichen zu
sein scheinen, wie Claude Lorrain's Gemälde ihn zeigen. Es
ist ein Unterschied zwischen dauernder echter Sonne und künstlich
arrangirter, bald abblitzender electrischer Beleuchtung.
Nur in Vergleichen läßt eine solche Existenz sich begreif-
lich machen. Das Leben in Venedig hatte in meinen jüngeren
Zeiten das Eigene, daß Tag und Nacht ineinander übergingen.
Zu welcher Stunde man den Marcusplatz betrat, er war, als
müsse das nur so sein, lichterfüllt und von Menschen belebt.
Die Kaffeehäuser gefüllt, das Hin- und Hergehen und Gespräch
ohne Ende. Um 9 Uhr Abends derselbe Anblick wie um 2,
um 3, um 5 Uhr Morgens. So steht mir das Dasein in
Erinnerung, als ich im Herbst 1854 nach Weimar kam. Die
Stadt beherrscht von den talentvollen jungen Leuten, etwas