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erwähnen ist hier besonders das erste Blatt, welchcs
uns Cranach wieder ganz als den Maler der
Reformation vorführt. Dcnn es stellt uns den
Papst, die Cardinäle und andere Geistliche mit
ihren Buhlerinnen in der Hölle dar. Auf dieses
mit dem Cranachschen Monogramm und der
Jahreszahl 1545 versehcne Bild dürsten sich die
Worte beziehn, wclche Luther unterm 3. Juni
1545 au Nicolaus von Amsdorf schrieb: ,,Dein
Nefse Gcorg hat mir das Bild dcs Papstcs ge-
zeigt, aber Meister Lucas ist ein grober Maler.
Er hätte das weiblichc Gcschlccht als eine Crea-
tur Gottes und um unserer Mütter willcn etwas
mehr schonen sollen. Er hätte wohl eine andere,
dcs Papstcs würdige, d. h. eine mehr diabolische
Gestalt wählen können. Aber du wirst sclber ur-
thcilen." Aus diesen Worten geht hervor, daß
Luther an deu buhlcrischen Scenen des Bildes
Anstoß nahm. Die Polemik au sich konnte ihm
nicht zn stark sein. Sprach er sich doch cinige
Wochen vorher gegen dcnselben Amsdorf in dcu
schärfsten Ausdrücken gegen das Papstthum aus,
dem er die drei Furien, Megära, Alecto und
Tisiphone, zutheilte. Viellcicht enthalteu diese Worte
eine Anspielung auf ein im Jahrc 1545 heraus-
gekommenes Holzschnittwerk des Cranach, ,,das
Papstthum", das cine Sammlung mehrcrer
Bilder enthielt, wclche der protestantische Maler
im Laufe der Jahre gegen den Papst angefertigt
hatte.

Jm Anfang des Jahres 1546 bestellte der

Sohn illuminirt wurden. Es versteht sich, daß solche
Prachlbibelii iinr nnt großen Uilkosteil hergestellt werden
koiinteii. Der König von Dänemark sandte siir die
beiden von ihm bestellten Bibeln in voranS LMGulden
an den Profcssor Georg Major in Wittenberg nnd fnhrte
dann mit ihm eine lange Correspondenz nber die Jllu-
strationen derselben.
 
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