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Dicse politischen Händel nnd die ganze drohende
Zeillnge trugen ohne Zweifel nicht wenig dazu
bci, daß Cranach dcn Entschluß faßte, sich vom
öffcntlichcn Leben zurück zu ziehn. Denn obwohl
er trotz seiner 70 Jahre noch sehr rüstig war
und sein reger Geist nach einer entsprechenden
Thätigkeit verlangte, so scheint es doch fast, als
hätle er mit Bewußtsein den Plan vcrfolgt, den
lommcnden Ereignissen so viel als möglich aus
dem Wegc zu gehn. Jm Jahre 1544 trat cr
sein grvßes Haus an dcr Elbgasse seincm Sohne
Lucas ab. Jn demselbcn Jahre legte er auch
scine städtischen Ehrenämtcr nicder, nachdem cr
sich noch kurz vorhcr ein wcscntliches Verdicnst
dadurch erworben, daß er der Stadt cinen klaren,
gcsundcn Quell, dcn von Luther poctisch ge-
priescncn „freundlichen Mundschenk" (piuaöruL
b6MKun8), zuführte. Auch der Ausbau und die
Ausschmückung dcs Torgauer Schlosses scheint
mit dcm Jahrc 1544 zum Abschluß gckommen zu
sein. Nachdcm dic Torgauer Schloßkapelle durch
Luthcr am 5. October 1544 eingeweiht war,
hörte der Bau und damit auch Cranachs lang-
jährige Thätigkeit für Torgau auf. Das letzte,
was Cranach für diesen Lieblingsaufcnthalt seincs
fürstlichen Hcrrn gcleistet hatte, war die Aus-
stattung der Schloßkapelle mit zwei ncben dem
fürstlichen Kirchcnstuhle angebrachtcn Tafeln, auf
wclchcn der wahre Gottesdienst und Anrufung
des Prophetcn Elias und der falsche Gottesdienst
und Geschrei dcr Baaliten dargcstellt war. Noch
in andrcr Bcziehung hatte das Jahr 1544 für
Cranach eine abschließcndc Bcdcutung, »ämlich
duräi dic Verheirathung seiner beidcn Töchter
Ursula und Anna. Ursula, die ältestc Tochter
CranachS, trat im Jahrc 1544 zum zweiten
Male mit Gcorg Dasch, dem spätercn Bürger-
meistcr vvn Gotha, iu die Ehe. Glcichzeitig
 
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