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verhenathete sich auch seine jiingste Tochter Anna
mit Caspar Freund, der jctzt in den Besitz der
schon seit läugcrer Zcit von ihm vcrwalteten
Apothcke trat, dcren Privilegium unserm Cranach
gewisscrmaßen als Hochzeitsangebinde für diese
seine jüngste Tochtcr in dcren Gcburtsjahre er-
theilt war. Auch diescr Cranachsche Schwicger-
sohn war spätcr Bürgermcistcr in Wittenbcrg,
frcilich zn einer Zcit, wo die Stadt aufgehört
hatle, dcr Mittelpunkt des Knrfürstcnthums zu
sein.

So war Cranach gewissermaßen in den Ruhe-
stand getretcn. Scine öffentlichen Aemtcr hatte
er nicdcrgelegt, seine Kinder waren versorgt, und
scine Thätigkeit zog sich auf immer engcre Kreise
zurück. Der Wcchscl der Zeiten machte sich dem
grciscn Meistcr immer spürbarer. Zwar waren
scine Kinder alle in seiner Nähe geblicben, und
in seiner Schwiegertochter Barbara, geborne
Brück, die ihm bcsonders lieb gcworden war,
hatte er die sorgsame Pflcgerin gcfunden, die
scin Alter bedurfte. Aber die trcue Lebensgc-
fährtin, die frommc Erzichcrin seiner Kinder, die
vertraute Freundin scincr Scele war dahin, und
seine Töchtcr mußtcn sich scit ihrer Vcrhcirathung
dem eignen Hauswcsen widmcn. Es war cinsam
geworden um dcn greiscn Mcister, und auch der
blüthenreiche Baum scines KunstlebcnS fing all-
mälig an, sich zu eutblättern. Die Schöpfungen
dcs so fleißigcn und fruchtbaren Künstlers wurdcn
sparsamer, und seine kunstgeübtc Hand führte den
Pinsel nicht mehr so rasch und so lcicht, wie in
frühcrcn Tagcn. Doch lag die Abnahmc seincr
Productionen wohl nicht allein an seincm zu-
nehmcndcn Alter, sondcrn an den ganzcn Zeitver«
hältnissen, die von Jahr zu Jahr trübcr und un-
hcildrohcnder wurdcn. Cranachs Kunst und ganzcs
Lebcn war an das Geschick scincs Fürstcnhauscs
 
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